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-   -   Flug über die Alpen nach Cannes - schwierig? (http://www.wcm.at/forum/showthread.php?t=106760)

marcelvgfs 29.08.2003 16:38

re
 
Hallo Wolfgang,

ich habe eine Alpeneinweisung mit einem sehr erfahrenen Piloten gemacht, allerdings die Alpen nicht überquert. Er hat mich damals auf die Wetterrisiken aufmerksam gemacht - allerdings nützt das wenig, wenn sich das Gewitter so schnell entwickelt.

Übrigens gibt es rechtlich gesehen keine "Alpen-Einweisung". Sie basiert komplett auf freiwilliger Basis - entgegen einer weitverbreiteten Meinung ist sie nicht obligatorisch.

Im Flugplan hatte ich EDTF- WIL VOR- Aosta (weiß Kennung nicht auswendig) und Cannes eingegeben, außerdem unter Bemerkungen die Überquerungszeiten der Landesgrenzen vermerkt.

ULli 29.08.2003 17:06

Hallo Marcel,

richtig, eine Alpeneinweisung ist - leider- nicht obligatorisch, zumindest nicht in D. Bei einer solchen Einweisung, die ich auch schon lange plane, sollte aber auch eine gründliche Einweisung in die Vorbereitung eines Alpenfluges gehören, und dazu gehört sicher ein etwas tieferer Einblick in die besonderen Wetterverhältnisse dieses Raumes, und wo man die entsprechenden Informationen erhält.

Dein Bericht gleicht einer Unzahl von Unfallschilderungen, und der Flug hätte sicher mit so einem Bericht ein unrühmliches Ende finden können. Für mich jedenfalls eine deutliche Warnung. Danke dafür! Nichts ist schlimmer als der Drang nach Hause. Ist mir auch nicht unbekannt...

Gruß,

Wolfgang

Betto 01.09.2003 23:47

Ja,

die Alpen werden auch zu Fuß oft unterschätzt. Ich erinnere mich an eine Tour, wo nach einer halben Nacht auf rund 2000m 30cm Neuschnee lagen. Es war August. Wer dann den Weg nicht weiß oder mit Sandalen unterwegs ist, weil ja eigentlich Sommer war...

Weil das Wetter schließlich von oben kommt, gilt für die Fliegerei in den Alpen sicherlich Ähnliches.

Darf ich ehrlich sein? Ich war zwar nicht dabei, aber nach den Schilderungen halte ich den Rückweg für grob fahrlässig. Das heißt natürlich leider nicht, daß ich mich nicht selbst darin wiederfinden könnte. Und führe uns nicht in Versuchung.

Grüße,

Betto

Fujipilot 02.09.2003 01:59

Bei einer Alpenüberquerung würde ich mich nie auf GAFOR, METAR und TAF verlassen sondern immer eine persönliche Wetterberatung via Telefon einholen. Nach Möglichkeit sogar von mehreren Stationen. Gerade METAR und TAF geben nur die Wetterdaten der entsprechenden Airports an, nicht für das gesamte Gebiet. Wer die Alpen kennt, weiss, dass sich das Wetter innerhalb von Minuten ändern kann. Auch die in der Nähe von Gewittern herrschenden Abwinde können den Piperflug abrupt in den Bergen enden lassen.
Lieber in Cannes nicht oder nur mit der Bahn wegzukommen als nicht anzukommen.
Ich halte die Wettervorbereitung von Marcel für absolut ungenügend.
Gruss
Bernt:confused: :confused:

harry3 10.09.2004 01:17

Hallo!
 
Hab den Bericht erst jetzt gefunden und durchgelesen.
Ich würde dir empfehlen, dich nicht nur auf METAR und Co. zu verlassen. Das sind ja nur Punktaufnahmen vom Wetter. Wie schon richtig erwähnt wurde, kanns an 2 garnicht weit entfernten Orten ser unterschiedlich sein.
Ich kann dir eigentlich nur eine Seite empfehlen, die ist dafür aber wirklich super: http://profi.wetteronline.de/
Auch die Sommergewitter entstehen nicht aus heiterem Himmel. Die Luft ist meist heiß und schwül, kommt also meist aus SW. Das sind also alles Sachen, die man durchaus vorhersagen kann. Nur wann, wo, und ob überhaupt die auftreten ist halt wieder eine andere Sache.

Informier dich zuerst mal über die Großwetterlage(bei der Seite gehe auf Fronten/Analysen->USAF). Da siehst eh schon wo die Luft herkommt und wie sie deshalb gelaunt ist(also kalt, trocken; heißt, schwül...)
Außerdem findest du die ganzen Fronten eingezeíchnet.

Dann schau dir die "CAPE" und die "Lifted Index" Karten an. Beide geben an wie groß die Wahrscheinlichkeit von Gewitern sind.(Beschreibung findest du eh auch dort).


Kurz vorm Abflug kannst ja nochmal das REGENRADAR prüfen. Da sieht man sehr schön wo sich Fronten etc. befinden. Bei normalen Sommergewittern tut man sich halt schwer weil die sehr schnell in die Höhe schießen können(in 15min vom Cu zum Cb) und daher noch nicht sichtbar sind am Radar.

Außerdem siehst du meist eh aus der Entfernung sehr gut, wo sich die ersten Türme bilden und wo nicht. Da musst halt dann die Route etwas abändern.

Aber wie du eh gemerkt hast bleibt meist irgendwo ein Fluchtweg. Die typischen Sommergewitter sind eh meist lokal sehr eng begrentzt.

Bei uns in St Johann (LOIJ) wars diesen Sommer halt so dass viel öfter Gewitterwarnungen rausgegeben wurden als dann wirklich Gewitter da waren. Sie sind also durchaus vorhersehbar, auch diese so unberechenbaren Warmluftgewitter. Und die Frontgewitter schon erst recht.


Hoffe ich konnte etwas Lich ins Dunkle bringen. So gefährlich sind die Alpen dann auch wieder nicht wies überall heißt. Denn aus heiterem Himmel hat noch nie ein Schneeschauer eingesetzt...(die Geschichte mit der Schulklasse kannte ich übrigens, die sind leider alle gestorben:( )...man muss sich halt informieren und auch unterm Wandern oder Fliegen die Augen auch manchmal nach oben richten.


Grüße,
Harri

UKING 10.09.2004 21:31

Hallo Marcel,
nach all den fundierten Beiträgen kann ich als "fliegender Klappstuhl" am norddeutschen PC nicht allzuviel Konstruktives sagen, was Dir wirklich weiter helfen könnte. Aber ich erinnere mich, mal im TV einen Bericht über einen kleinen süddeutschen Schulflugplatz gesehen zu haben. Dort wurde gesagt, dass ein großer Bestandteil der Schulung darin besteht, Alpenüberquerungen zu behandeln. (Was wohl über das normale Ausbildungspensum hinaus geht.) Aber wenn man im Allgäu einen Flugschein macht, ist es "...nur eine Frage der Zeit, dass der frischgebackene Pilot eine Alpenüberquerung wagt..."
Auch eine Sendung über Gleitschirmfliegen in den Alpen war interessant und beschäftigte sich ausführlich mit den Wetterkapriolen, die wirklich spontan, kräftig, und nicht zu unterschätzen sind!

Ich fand Deinen Bericht sehr interessant und weiß Deine Ehrlichkeit zu würdigen! Dieser Flug war für Dich nicht umsonst: Du hast viele Lehren draus ziehen können und wirst Deine Fähigkeiten in Zukunft somit noch etwas perfektionieren können! Ich wünsche Dir alles Gute und allzeit Happy Landings!:)

Leo 12.09.2004 09:48

Wichtig ist es, immer Alternativen zu haben. Und diese bereits vor dem Flug zu kennen. Sich nicht überraschen lassen. Weder vom Wetter, noch von sonst irgendwas.

Dass du ein Gewitter mit so einer Einmot nicht übersteigen kannst ist klar, wir hatten ähnliche Situationen bei der Ausbildung in Florida und konnten wirklich sehen, wie sich die Cumuli schneller türmten als wir mit dem 152stel steigen konnten.

In die Täler zu fliegen ist einerseits eine gute Idee, andererseits kann es der Overkill sein. Besonders wenn man nicht alle Täler kennt in welche man einfliegt. So ein Tal kann schnell eng werden oder an dessen Ende eine hohe Bergwand haben. Im Tal umdrehen ist auch nicht so lustig, besonders wenn die Sicht nicht optimal ist.

Wie bereits erwähnt worden ist, sollte der Flug in einer Zeit stattfinden, in der mit wenig Aktivität zu rechnen ist. Frühaufsteher haben es besser...;)

Desweiteren kann ich nur heissestens empfehlen die Frequenz der FLugverkehrskontrolle in diesem Gebiet zu rasten, und wenn man sich nicht mehr wohl fühlt, diese zu rufen. Die Controller werden ihr möglichstes tun um dir zu helfen und geben dir auch die Möglichkeit höher zu fliegen um dir von der Gesamtsituation ein besseres Bild zu machen.

Natürlich, und das ist mein letzter Punkt, halte ich es für sehr ratsam eine IFR Einschulung durchgegangen zu sein. Sprich, auch als PPLer in der Lage sein, das Flugzeug nach Instrumenten im Raum zu bewegen.

Und, always happy landings!

Leo


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