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Lowrider20 04.02.2012 08:13

@Satan
Welcher Kollektivvertrag soll das sein? Im Regelfall gibt es die Erhöhung auf die IST-Löhne und die Kollektivlöhne. Erstere sind im Regelfall immer niedriger, aber nicht 0%. Und da kann sich der Chef winden wie er will, die Erhöhung mußt du bekommen, außer man hat einen super Betriebsrat, der ev. eine Betriebsvereinbarung mit Verzicht rausbringt, da eh Überbezahlung.:rolleyes:

Satan_666 04.02.2012 09:33

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2468611)
Aha, das ist mir neu.
Mir hat unser Betriebsrat immer gesagt, daß die Überzahlung erhalten bleiben muss.

generell: das kommt auf den jeweiligen kollektivvertrag an. und zusätzlich könnten auch noch firmeninterne betriebsvereinbarungen entsprechende regelungen vorsehen. aber nicht in jeder branche ist es so wie in deiner.

Zitat:

Zitat von Lowrider20 (Beitrag 2468612)
Welcher Kollektivvertrag soll das sein?

der IT-kollektivvertrag beispielsweise. und viele andere genauso.

generell - was für die jeweiligen arbeitnehmer gilt, wird wie folgt festgelegt:

1. arbeitsgesetz
2. generalkollektivvertrag
3. branchenkollektivvertrag
4. firmeninterne betriebsvereinbarung
5. anstellungsvertrag

dabei gilt: von oben nach unten darf es ausschließlich verbesserungen für den arbeitnehmer geben aber keine verschlechterungen.

ein beispiel: das 13. und 14. gehalt wird nicht, wie manche meinen, im arbeitsgesetz geregelt, sondern in den branchenkollektivverträgen. würde jetzt einer der sozialpartner den kollektivvertrag kündigen (was nicht nur theoretisch möglich wäre, sondern voriges jahr im druckergewerbe praktisch gemacht wurde), dann bedeutet dies, dass alle mitarbeiter, die ab diesem zeitpunkt in eine firma dieser branche kommen, kein urlaubs- und kein weihnachtsgeld mehr bekommen.

demnach gilt: wenn in einer der 5 stufen eine regelung definiert wurde, wie etwaige überzahlungen zu handhaben sind, falls sich die mindestgehälter ändern, dann ist diese auch umzusetzen. kommt eine derartige regelung nirgends vor, dann gilt, dass der arbeitgeben tun kann, wie er möchte. und im ach so modernen IT-sektor gibt es nun mal keine derartigen regelungen bis zum kollektivvertrag und demnach steht es den unternehmern frei, ihre mitarbeiter schön langsam in richtung mindestlohn abrutschen zu lassen. und um das zu ändern, sind wir vor etwa 3 jahren mehrfach auf die straße gegangen - aber der größte IT-anbieter österreichs, der auch noch die medien fest im griff hat, versteht es sehr gut, dass dies nicht publik gemacht wird: die raiffeisengruppe!

zum thema IST-erhöhung: ich habe es in diesem forum schon mehrfach geschrieben, dass sowas nicht in jedem kollektivvertrag vorgesehen ist. im IT-bereich sieht es so aus, dass wir vor 4 jahren eine regelung für die IST-lohnerhöhung gefunden haben und die auch im zuge der verhandlungen auch von beiden seiten unterschrieben wurden, aber ein paar wochen danach die wirtschaftskammer verkündet hat, dass dieser passus nicht anerkannt wird, weil das verhandlungsteam kein mandat hatte, so etwas auszuverhandeln. ein affront gegenüber den arbeitnehmern, wie ich finde.

die derzeitige IST-lohnerhöhung im IT-bereich sieht wie folgt aus (x% und y% werden jährlich verhandelt):

- mitarbeiter, die am mindestgehalt sind, bekommen die kollektivvertragliche erhöhung

- maximal 10% der mitarbeiter bekommen eine einmalzahlung von mindestens x% des jahresgehalts

von den restlichen mitarbeitern wird die monatliche gehaltssumme ermittelt; davon wird eine erhöhung von y% ermittelt. und dieser betrag muss als erhöhung an die mitarbeiter aufgeteilt werden, wobei 15% ausgenommen werden dürfen. wer in welcher höhe bedacht wird, liegt im ermessen der firmenleitung. theoretisch dürfte die firma jeden mit beispielsweise 1 euro beglücken und der rest bekommt dann ein einziger mitarbeiter!

und man braucht nicht denken, dass sowas nicht vorkommt. es gab voriges jahr tatsächlich firmen, wo einzelne mitarbeiter mit einer erhöhung von unter 50 cent bedacht wurden.

und nochmal zur erinnerung: DAS in einer branche, die im grunde für modernisierung steht. ein armutszeugnis, wie ich finde.

The_Lord_of_Midnight 04.02.2012 11:37

In der IT braucht man zwar hoch qualifziertes Personal, aber aufgrund der hohen Dynamik ändert sich auch alles sehr schnell.
Das macht es naturgemäß schwieriger, in dieser Branche fixe Strukturen aufzubauen.
Ist es nicht auch so, daß besonders Banken und Versicherungen die IT-Mitarbeiter ausgliedern, damit sie nicht die Privilegien des Kerngeschäftes auch an die IT-Mitarbeiter geben müssen ?
Haben mir zumindest mal ausgegliederte Mitarbeiter so erzählt.

Satan_666 04.02.2012 12:37

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2468619)
In der IT braucht man zwar hoch qualifziertes Personal, aber aufgrund der hohen Dynamik ändert sich auch alles sehr schnell.
Das macht es naturgemäß schwieriger, in dieser Branche fixe Strukturen aufzubauen.

logisch betrachtet müsste gerade eine moderne branche wie die IT prädestiniert sein, moderne KV-abschlüsse zu schaffen. und erst recht, wenn eh alle jammern, dass der nachwuchs ausbleibt. kein wunder, bei so einem KV ...

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2468619)
Ist es nicht auch so, daß besonders Banken und Versicherungen die IT-Mitarbeiter ausgliedern, damit sie nicht die Privilegien des Kerngeschäftes auch an die IT-Mitarbeiter geben müssen ?
Haben mir zumindest mal ausgegliederte Mitarbeiter so erzählt.

das ist korrekt - und betrifft nicht nur banken und versicherungen. auch elektrikerfirmen tun das gerne, sobald sie auch beispielsweise mit computer-verkabelungen zu tun haben. oder große import-firmen verlagern gerne die IT aus, weil dort der KV für sie besser ist.

aber das größte problem, mit dem wir zu kämpfen haben, ist der extrem geringe organisationsgrad. mit weit unter 10% an gewerkschaftsmitgliedern werden wir es nie schaffen, für die mitarbeiter deutlich bessere und vor allem fairere konditionen zu erreichen. denn leider gilt nach wie vor der prozentsatz an gewerkschaftsmitgliedern als zeichen der stärke/schwäche der arbeitnehmer.

Lowrider20 04.02.2012 12:38

@Satan

Danke für die Infos. Kannte eben nur meine "im Regelfall"-Beispiele und wollte eben deine Erlebnisse erfahren.
Definitiv keine gute Branche in diesem Bereich.

Satan_666 04.02.2012 15:38

@ Lowrider20:

ja, es ist tatsächlich sehr traurig, wie diese high-end branche derzeit dahin siecht ... :(
auch einer der gründe, warum ich mich als betriebsrat sehr für verbesserungen einsetze.

enjoy2 04.02.2012 16:03

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2468552)

Wie meinst du das ?
Die Gehaltserhöhung vom Reallohn kriegst du ja in jedem Fall ?
In der Privatwirtschaft bekommt man die kollektivvertragliche Erhöhung nur vom Mindestlohn, das sind bei mir irgendwas im Bereich von 1000 Euro.
Das heißt in der Praxis, das man in der Privatwirtschaft vielleicht 0,5% bekommt oder so.
Du meinst, daß deine Erhöhungen nicht immer bei 2% lagen, oder ?
Das überrascht mich ein wenig, denn in den Nachrichten wir das immer so dargestellt, als würden die Beamten immer um Erhöhungen im Bereich von 3 bis 4% kämpfen.
Zumindest wird immer nur das gezeigt, aber nie, daß anscheinend in der Realität die Erhöhungen unter 2% liegen ?

Zitat:

Zitat von enjoy2 (Beitrag 2468517)
Zitat:

Bauern + 2,0 % pro Jahr
irgendwie ist diese Quote an mir vorüber gezogen :(

damit meinte ich, dass ich diese Lohnerhöhung im Betrieb meiner Eltern, bzw. in meinen Umfeld NICHT nachvollziehen kann/konnte
allerdings müsste ich mich mal wieder genauer informieren, wie die Verdienstmöglichkeiten derzeit wirklich sind, leider ist es immer wieder so, dass Rücklagen für Neuinstallationen oder Anschaffung von Geräten nicht berücksichtigt werden (von den Bauern selbst) und dies denjenigen nach einigen Jahren auf den Kopf fällt

@satan, nun meine Eltern hat die Agrarförderung leider nicht reich gemacht, bzw. den Aufschrei, wenn alle jeden Tag arbeiten müssten, ohne Lohnerhöhung, würde man wohl noch beim Mars hören (wenn es physikalisch möglich wäre) - durch die Fütterung der Tiere bei Bauern notwendig

@baron, du kannst hier deine Meinung posten, weil einige Leute Wissen angeeignet haben
und nicht jeder Student hat das Glück reiche Eltern zu besitzen, die Mehrheit von den Studenten arbeiten nebenbei und verdienen sich so ihren Unterhalt
ich zahle gerne dafür, dass sich jemand Wissen aneignet, um zB. Krankheiten und Verletzungen heilen zu können, dies hat mir und auch meiner Tochter das Leben gerettet

Baron 04.02.2012 16:29

@enjoy2
Ach so wissen kann man sich nur mit Akademischer Ausbildung aneignen? Das heist jeder der nicht diese hat kann auch nichts wissen-also die dummen Maurer,Elektriker, Installateure, etc. und auch die Bauern- geht ja auch nicht jeder auf ein Landw. Akademie?
Na gut das die Menschheit ein bisserl auch mit wenigen Akademikern überlebt hat.
Wenn du gerne dafür zahlst bleibt dir das ja unbenommen. Die Ärzte die ich aufsuchte wurden dafür bezahlt.

Satan_666 04.02.2012 17:18

Zitat:

Zitat von enjoy2 (Beitrag 2468636)
@satan, nun meine Eltern hat die Agrarförderung leider nicht reich gemacht, bzw. den Aufschrei, wenn alle jeden Tag arbeiten müssten, ohne Lohnerhöhung, würde man wohl noch beim Mars hören (wenn es physikalisch möglich wäre) - durch die Fütterung der Tiere bei Bauern notwendig

ich habe es oben schon geschrieben: statistiken beantworten lediglich eine ganz präzise frage. weicht man beim interpretieren der statistiken von dieser frage ab, ergeben sich naturgemäß gewisse unschärfen oder falschannahmen.

in summe ist das inflationsbereinigte einkommen im landwirtschaftlichen bereich offenbar um diese 2% gestiegen. dass davon in erster linie die großbauern profitiert haben, steht - leider - auf einem anderen blatt. das ist ähnlich wie in meiner branche: die großen IT-unternehmen haben trotz der krise hohe gewinne erzielt; die so genannten "kleinen quetsch'n" (also betriebe bis etwa 10 angestellte) kämpfen leider ums überleben. in summe geht es der IT-branche aber sehr, sehr gut; im gegensatz zu deren beschäftigten, die eben mehr oder weniger am stand treten.

The_Lord_of_Midnight 05.02.2012 11:40

Zitat:

Zitat von Satan_666 (Beitrag 2468643)
in summe geht es der IT-branche aber sehr, sehr gut; im gegensatz zu deren beschäftigten, die eben mehr oder weniger am stand treten.

Ja, das kann ich nachvollziehen.
Die Gehälter wachsen derzeit eher nicht, bzw. eher nur bei Beförderungen.
Und Beförderungen kann man auch nur sehr begrenzt bekommen, das lässt sich nicht beliebig wiederholen.
Trotzdem darf man das ganze nicht zu negativ sehen.
Man muss sozusagen das "Gesamtpackage" betrachten, man darf sich nicht nur einen Aspekt oder eine Zahl herausreissen.
Du sieht das wohl aus Sicht der arbeitsrechtlichen bzw. kollektivvertraglichen Errungenschaften ?

Was die Situation in der IT zusätzlich erschwert ist, daß eine Firma bezüglich des anzuwendenden Kollektivvertrages sehr viel Spielraum hat.
Damit landen dann viele 100%ige IT-Firmen im Handel, der derzeit für die Mitarbeiter schlechteste KV ?
Da kann man als Mitarbeiter bzw. kann die Arbeitnehmervertretung wenig bis gar nichts mitreden, oder ?


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