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Veröffentlicht am 13.01.2006 11:16:53
"Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht". Mit diesen Worten kommentierte Telekom Austria-Generaldirektor Heinz Sundt vor Journalisten seinen Rücktritt aus der Funktion des Vorstandsvorsitzenden mit Ende der Hauptversammlung am 23. Mai 2006. Über die finanzielle Abgeltung seines frühzeitigen Ausstiegs wollte Sundt keine Angaben machen.
Er versichere allerdings, dass alle mit seinem Ausscheiden in Zusammenhang stehenden finanziellen Aufwendungen weder in der TA-Bilanz für 2005 noch für 2006 einen "signifikanten Niederschlag" finden würden. Außerdem sei die Situation in Österreich nicht mit der in Westdeutschland oder gar den USA vergleichbar. Vor Weihnachten war in Medien über eine Summe von zwei Mio. Euro für den frühzeitigen Ausstieg spekuliert worden.
Von Politik unbeeinflusst
Einen entscheidenden politischen Einfluss auf seine Rücktrittsentscheidung von Seiten des Finanzministeriums und der ÖIAG, die noch 25,2 Prozent an der TA hält, dementierte Sundt. Er sei in den vergangenen Jahren "mehrmals Zielscheibe heftiger Kritik" gewesen und stets "mit solchen Einflüssen fertig geworden": "Man wird kampferprobt". Er habe sich von "Drängeleien in eine bestimmte Richtung" nie irritieren lassen, wiewohl diese "einen zusätzlichen Einfluss" für seine Entscheidung zum vorzeitigen Rücktritt "darstellen mögen". Im Kern sei seine Entscheidung davon aber unbeeinflusst geblieben.
Die Kernüberlegung für seinen vorzeitigen Rücktritt sei es vielmehr gewesen, ab April 2007 nicht mehr für eine weitere Funktionsperiode zur Verfügung zu stehen. Damit wäre er bis April 2007 "faktisch mit einem Ablaufdatum" herumgesessen. Unter dieser Situation hätte die TA massiv gelitten, meinte Sundt: "Das hätte problematische und blockierende Umstände bewirkt". Auch die persönliche Situation wäre für ihn alles andere als wünschenswert gewesen, zumal er seine Autorität nicht seinen Wünschen entsprechend einbringen hätte können.
Er sei vertraglich dazu verpflichtet gewesen, mindestens ein Jahr vor Ablauf seines Vertrages im April 2007 bekannt zu geben, ob er sich für eine weitere Funktionsperiode bewerben werde, erläuterte Sundt. Da es aber Sinn mache, den künftigen TA-Chef ab 2007 mit einem fünfjährigen Mandat auszustatten, hätte er sich bis 2012 für die TA verpflichten müssen: "Das wollte ich schlicht und einfach nicht", sagte der 58-jährige Sundt. Er habe zwar geprüft, sich ab April 2007 für weitere zwei Jahre zu verpflichten, aber das hätte "keinen Sinn gemacht".
Seine elfjährige Tätigkeit in der TA-Gruppe bezeichnete Sundt selbstbewusst als "einzige Erfolgsstory": Im Jahr 2000 sei die TA der zur damaligen Zeit "umfangreichste Sanierungsfall" gewesen, der Verlust nach Steuern habe bei 286 Mio. Euro gelegen. 2005 werde die TA einen Gewinn von mindestens 370 Mio. Euro eingefahren haben. Allerdings seien dazu massive organisatorische Schritte mit einem umfassenden Personalabbau von 6.500 Mitarbeitern notwendig gewesen: "Das war kein Honiglecken, sondern ein blutiger Job", so Sundt heute. Dazu habe es keine Alternative gegeben, außerdem sei der Personalabbau "bravourös" gelungen. Er habe in der TA außerdem einen "Kulturwandel" initiieren müssen, es sei notwendig gewesen, "frisches Blut zuzuführen".
Neue Aufgabe als Konsulent
Sundt wird nach seinem Rücktritt als Vorstandsvorsitzender mit 23. Mai dem Unternehmen künftig als Konsulent für den geplanten Einstieg in Serbien zur Verfügung stehen. Er fühle sich dieser Idee "sehr verbunden" und hoffe, "helfen und die Dinge positiv beeinflussen zu können", sagte Sundt weiter.
Das hohe Maß an Interesse an einer Expansion nach Serbien sei weiterhin aufrecht, die Chancen dafür seien für die TA nach wie vor intakt, betonte Sundt heute. Die TA-Gruppe ist in Serbien an einer Übernahme der Mobtel interessiert, der zuletzt allerdings die Funklizenz entzogen worden war. "Das wird nicht so bleiben", meinte Sundt heute dazu.
Sundt hob die positive Ertragsentwicklung und Performance der TA an der Börse während seiner Unternehmensführung hervor. Im europäischen Benchmark habe die TA eine Führungsposition eingenommen, man habe den Telekom-Index um 150 Prozent outperformed, berichtete Sundt. Er selbst sei im Jahr 2000 nicht gegen einen Börsegang der TA selbst, sondern gegen den Zeitpunkt dafür gewesen.
Er sei stolz auf die Ertragsentwicklung der TA, die sich 2006 gegenüber 2005 auch dank des Einstiegs in Bulgarien, wo die TA die Mobiltel gekauft hat, nochmals verbessern werde, so Sundt. In den vergangenen Jahren sei es gelungen, die Marktanteilsverluste im Festnetz zu stoppen und das Ergebnis massiv zu verbessern. Während seiner Amtszeit sei das Festnetz-Personal von 15.600 auf 9.600 Mitarbeiter per Ende 2004 und 9.400 Mitarbeiter per Ende 2005 reduziert worden.
Sundt wollte sich nicht dazu äußern, welche Unternehmensstruktur die TA-Gruppe künftig seiner Meinung nach haben solle. Er wolle das künftige Management dabei nicht präjudizieren. Bei den Diskussionen über die weitere Privatisierung der TA und eine mögliche Teilung des Unternehmens sei es ihm stets um eine "sachorientierte" Diskussion gegangen.
Sundt hat die entsprechenden Gremien seien heutigen Aussagen zufolge bereits am Montag, 9. Jänner, über seinen vorzeitigen Ausstieg aus seiner Funktion informiert.
(apa)