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Veröffentlicht am 13.01.2006 15:31:25
Die Zukunft des größten serbischen Mobilfunkers Mobtel könnte sich am Verhalten der österreichischen Banken Hypo-Alpe-Adria und Raiffeisen entscheiden. Belgrader Medien berichteten, dass die serbische Regierung über die staatliche Postgesellschaft PTT die Schulden der Mobtel bei der Hypo (71,6 Mio. Euro) und bei Raiffeisen (20 Mio. Euro) übernehmen werde. Die Regierung habe dem am Donnerstag (12.1.) die Zustimmung erteilt.
Die Tilgungsfrist der Kredite beläuft sich auf 15 Jahre, wobei die Rückzahlung nach drei Jahren beginnen würden. Die Schulden der Mobtel bei den Banken gelten jedoch im Augenblick als uneinbringlich, nachdem die serbische Regierung dem Unternehmen, an dem die österreichischen Investoren Martin Schlaff, Josef Taus und Herbert Cordt einen maßgeblichen Anteil halten, Ende Dezember über Nacht die Lizenz entzogen hat. Willigen die österreichischen Banken nun in die Übernahme der Schulden durch die serbische Post ein, würde dies wohl das Ende der Mobtel bedeuten, wird in informierten österreichischen Kreisen vermutet.
Übernahme durch PTT?
Serbische Medien berichten dagegen, dass die PTT durch die Übernahme der Schulden zum Mehrheitsbesitzer des Handynetzes werde. Die Schulden, die die Mobtel nach Abgabe ihrer Bankverbindlichkeiten bei der serbischen Post hätte, würden demnach also anschließend in Anteile umgewandelt. Laut serbischen Medien hielte die PTT dann 70 Prozent an der Mobtel. Dem müssten allerdings auch die bisherigen Mehrheitseigentümer Schlaff & Co zustimmen - und eine solche Zustimmung zeichne sich im Moment nicht ab, heißt es in Österreich.
Hypo-Alpe-Adria-Chef Wolfgang Kulterer wollte keine Stellungnahme zu der Causa abgeben. Dem Vernehmen nach soll es am Montag weitere Gespräche mit der serbischen Regierung in Belgrad geben. Größter Einzelaktionär der Hypo-Alpe-Adria ist mit 49,4 Prozent das Land Kärnten, oberster Eigentümervertreter Landeshauptmann und Finanzlandesreferent Jörg Haider. Auch Vizekanzler und Infrastrukturminister Hubert Gorbach wird wegen der Causa Mobtel in der ersten Hälfte nächster Woche in Belgrad mit Serbiens Regierungschef Vojislav Kostunica zusammentreffen.
Unklare Eigentumsverhältnisse
Die Eigentumsverhältnisse bei der Mobtel sind seit Jahren strittig. Auf dem Papier gehören 51 Prozent seit Mai 2005 Schlaff, Taus und Cordt. Die PTT besitzt derzeit schon die restlichen 49 Prozent. Die serbische Regierung behauptete dagegen auf Grund eines Gutachterberichtes, dass die PTT bereits mit mindestens 58 Prozent an der Mobtel beteiligt ist. Ein Verfahren vor einem Zürcher Schiedsgericht ist im Laufen.
Das Investitionsministerium in Belgrad hat unterdessen bereits erklärt, dass es nach einem Mobtel-Konkurs "alle notwendigen Schritte" unternehmen werde, um die Funklizenz an einen neuen Mobilfunkbetreiber zu vergeben. Belgrader Medien haben errechnet, dass der Staat durch den Lizenzverkauf etwa 250 Mio. Euro einnehmen könnte. Kommt dazu noch die gesamte Handynetz-Ausrüstung dürfte der Preis auf 500 Mio. bis eine Mrd. Euro ansteigen.
Als Interessent für gilt vor allem die Telekom Austria-Gruppe mit ihrer Tochter Mobilkom. Sie wollte bisher die staatlichen Mobtel-Anteile erwerben. In Serbien sieht man die Chancen für einen Markteinstieg der Mobilkom aber auch nach einer Mobtel-Pleite weiter am Leben.
(apa)