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Veröffentlicht am 17.01.2012 10:31:00
Sankt Augustin (pte010/02.01.2012/16:00) - Feuerwehrleute riskieren bei Einsätzen oftmals ihr Leben. Zuverlässige Werkzeuge, die ihnen die Arbeit erleichtern, sind daher unerlässlich. Ein Simulationsbaukasten, das von Forschern des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT in Sankt Augustin http://fit.fraunhofer.de hergestellt wurde, soll nun dabei helfen, neue Informations- und Kommunikationstechnologien zu entwickeln - und diese frühzeitig an die Bedürfnisse der Einsatzkräfte anzupassen.
Kämpfen sich Rettungskräfte mit Atemschutzmasken und Schutzanzügen durch den Rauch, ist höchste Konzentration gefordert. Bislang weisen Seile den Rückweg, doch diese können eingeklemmt werden oder sich um ein Hindernis wickeln. Kreidezeichen markieren bereits kontrollierte Räume, doch im Rauch sind diese oft schwer zu erkennen. Neue Technologien wie beispielsweise sensorgestützte Systeme, die Rettungskräfte bei Einsätzen mit eingeschränkten Sichtverhältnissen unterstützen, sind gefragt. Allerdings bergen diese auch Risiken: Zu viele Informationen könnten die Einsatzkräfte verwirren und behindern.
Die Fraunhofer-Forscher haben daher spezielle Simulationsmethoden und -werkzeuge entwickelt. Mit ihnen können Helfer Technologien schon in der Entwicklungsphase realitätsnah testen und an ihre Bedürfnisse anpassen lassen, bevor sie diese im Ernstfall einsetzen. So sind sie in der Lage, sich auf sicherem Terrain an die ungewohnten Informationen zu gewöhnen. Der Methodenbaukasten "FireSim" umfasst vier verschiedene Simulationsvarianten.
Das erste Modul besteht aus einem Brettspiel, mit dem Rettungskräfte Einsätze rollenbasiert durchspielen können. Auf einer Karte des Einsatzortes bewegen die Beteiligten die Einsatzkräfte. Die neuen Technologien werden dabei durch Hilfsmittel symbolisiert, etwa spezielle Spielsteine.
Das zweite Modul gleicht einem Computerspiel: Verschiedene Feuerwehrleute sitzen jeweils an einem PC, auf dessen Bildschirm sie den Einsatzort aus der Ich-Perspektive sehen. Die Spieler bewegen sich durch den virtuellen Raum, öffnen Türen und bergen Verletzte. Dabei können sie virtuelle Prototypen von neuartigen Unterstützungssystemen ausprobieren - etwa Sensorknoten, die gegangene Wege und kontrollierte Räume markieren.
Die dritte Simulationsart mischt Virtuelles und Realität: Hier spielen die Einsatzkräfte ein Szenario in einer realen Umgebung durch, sie müssen etwa eine Person aus einem verrauchten Gebäude bergen. Dabei tragen sie ein in ihre Ausrüstung integriertes System, beispielsweise ein Display im Helm oder am Arm. Über dieses erhalten sie Positions- und Richtungsinformationen.
Parallel zu dieser Übung läuft eine virtuelle Simulation, in der alle realen Handlungen der Einsatzkräfte von Helfern nachgespielt werden. Neue Technologien wie die Sensorknoten werden simuliert und die Ergebnisse per Funk auf die Displays der Feuerwehrleute übertragen. So können diese in einer realen Umgebung Systeme testen, von denen es noch keine physikalischen Prototypen gibt.
Um neue Technologien auch bei Großbränden mit vielen Einsatzkräften und Zivilisten bewerten zu können, genügen diese Methoden jedoch nicht. Daher haben die Forscher ein weiteres Modul entwickelt: "Wir gehen von der Verhaltensweise eines Einzelnen aus. Wie verhält sich ein Feuerwehrmann und wie ein Zivilist? Wir erstellen daraus entsprechende Verhaltensmodelle, der Computer errechnet anschließend, wie der Großeinsatz unter Berücksichtigung dieser Verhaltensmodelle verlaufen wird", erläutert FIT-Projektleiter Markus Valle-Klann. Um die Ergebnisse abzusichern, können Rettungskräfte an diesen Simulationen teilnehmen: Dabei steuern einige von ihnen am PC eine virtuelle Figur, andere wiederum bewegen sich real durch das Einsatzgebiet.