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Veröffentlicht am 13.11.2006 19:52:39
Microsoft startet seinen Generalangriff auf die Vorherrschaft des Konkurrenten Apple im Markt der digitalen Musik. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft in den USA bringt der Softwaregigant am Dienstag (14. November) seinen Musik-Player Zune in über 60.000 Läden. Gleichzeitig stellt Microsoft auch einen neuen Online-Musikladen mit dem Namen Zune Marketplace vor. Um die Dominanz des iPods und des Apple-Online-Shops iTunes zu brechen, nimmt Microsoft-Chef Steve Ballmer nicht nur jahrelange Verluste der Zune-Geschäftssparte in Kauf, sondern riskiert auch Verwerfungen mit seinen bisherigen Partnern im Musikgeschäft.
In den vergangenen Jahren hatten sich etliche Firmen wie Samsung, iRiver und Creative in der Rolle des "iPod-Killers" versucht. Doch Apple beherrscht in den USA weiterhin rund Dreiviertel des Playermarktes und wickelt über iTunes rund 80 Prozent aller legalen Musikdownloads ab. Beim Blick auf diese Zahlen kommt inzwischen auch Microsoft-Gründer Bill Gates indirekt zum Urteil, dass die von ihm geführte Digitalmusik-Allianz "PlaysForSure" gescheitert ist. "Wir haben uns zu lange auf Partner verlassen, die schon vor Apple MP3-Player auf dem Markt hatten", sagte Gates in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Focus". "Das funktionierte jedoch nur bedingt. Als wir das einsahen, entschieden wir uns für die Entwicklung von Zune."
Aber nicht nur die Hardware-Partner der "PlaysForSure"-Allianz müssen sich nun damit abfinden, dass aus dem Freund von einst der Gegner von heute geworden ist. Auch die Online-Musikdienste wie Napster müssen nun damit leben, dass ihre Songs nicht auf dem Zune abgespielt werden können. Da Zune-Player und Zune-Musikladen bisher nur in den USA angeboten werden, ist der größte Microsoft-Partner in Deutschland, Musicload, noch nicht von dem Kurswechsel des Softwaregiganten betroffen. Bei einem Erfolg des Zune in den USA wird aber auch der Musikdienst von T-Online sein Wettbewerbsverhältnis zu Microsoft neu definieren müssen.
Der Zune-Angriff auf Apple ähnelt in vielen Details der Xbox- Attacke auf Sony im Spielkonsolenmarkt. Der Musikplayer darf nach Angaben von Microsoft-Finanzchef Chris Liddell vor Finanz-Analysten im vergangenen Juni bis zum Geschäftsjahr 2008 Verluste schreiben. Auch bei der Spielekonsole hatten die Chefs hingenommen, dass die Xbox jahrelang rote Zahlen machte. Wie bei der Xbox setzt Microsoft beim Zune auf eine Community-Komponente und ermöglicht den Zune- Besitzern den (allerdings stark reglementierten) Austausch von Songs über eine drahtlose Datenverbindung. Neben dem im Vergleich zum iPod etwas größeren Display ist die von Microsoft "social" genannte Tauschoption die eigentliche Neuerung des Zune. Allerdings dürfen Songs, die man auf diese Weise erhalten hat, nur drei Mal in einem Zeitraum von maximal drei Tagen abgespielt werden.
Die ersten Rezensionen in der US-Presse zeigen, dass Microsoft insgesamt Mühe hat, mit seinem 250 Dollar teuren Player an das Niveau des iPods heranzukommen: Im Vergleich zu einem iPod mit ebenfalls 30 Gigabyte Speicherplatz ist der Zune 60 Prozent voluminöser und 17 Prozent schwerer. Das Design und vor allem die Zune-Farbe Braun erinnerten den "Newsweek"-Kolumnisten Steven Levy an die ehemalige Sowjetunion. Allerdings wird der Microsoft-Player auch in den iPod- Farben Weiß und Schwarz angeboten.
Kritisiert wurde auch, dass der Zune weder Hörbücher noch Podcasts abspielen kann. Auch bei der Batterielaufzeit hatte der iPod in den Tests die Nase vorn. Außerdem gibt es von Microsoft bisher kein Pendant zu den kleineren iPods nano und iPod shuffle. "Unterm Strich sind der iPod und iTunes noch immer die Champs", schrieb Tech-Kolumnist Walt Mossberg im "Wall Street Journal".
Die Beobachter sind sich aber auch einig, dass die erste Version des Zune nicht die letzte sein wird. Schließlich ist der Softwaregigant dafür bekannt, bei als strategisch wichtig erkannten Produkten ständig verbesserte Varianten nachzuschieben. Beim Computer-Betriebssystem Windows hat es bis zur Version 3.1 gedauert, bis die Software halbwegs brauchbar war.
Von Christoph Dernbach/dpa
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