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Lokales
Veröffentlicht am 12.03.2004 10:57:21
Der Kreditschutzverband beschreibt in einer Aussendung ausführlich Insolvenzursachen und gibt die Statistik für das Jahr 2003 an. Das Glück ist oft ein Vogerl - manchmal ein Pleitegeier. Über dieses Zitat kann sicherlich nicht jeder schmunzeln, auch wenn es besser nicht sein könnte.
Doch warum gehen so viele Firmen in Konkurs, schließlich gründet man kein Unternehmen um es runterzuwirtschaften, zumindest nicht die, die ihre Ideen in die Realität umsetzen wollen.
Trotzdem krallte sich der Pleitegeier 2003 wiederum mehr als 5.600 Unternehmen und ernährte sich dabei, alles in allem, mit 3.600 Millionen Euro Schulden - auf Kosten von 106.000 Gläubigern und 23.000 Dienstnehmern.
Was sind nun die Ursachen für die vielen Firmeninsolvenzen?
Wellengang in der Wirtschaft ist nichts Ungewöhnliches. Ereilt ein Unternehmen aber das Schicksal der Titanic, ist etwas völlig schief gelaufen und daran ist nicht immer nur der Eisberg schuld. Wenn etwas schief läuft, muss jemand dafür verantwortlich sein. Aber wer? Schwierige Rahmenbedingungen, drückende Abgabenlast, Billigkonkurrenz, die stark nachgefragte Schattenwirtschaft, unabsehbare Marktentwicklungen, die Hausbank, oder das Management selbst, weil es seine Hausaufgaben nicht erledigt hat.
Der KSV möchte jedoch genaue Gründe wissen und analysiert deswegen jedes Jahr breitflächig die Gründe heimischer Firmenpleiten. Nicht wegen der Schuldfrage, sondern um praxisrelevante Anhaltspunkte zur Unternehmenssicherung zu geben.
2003 wurden 2.399 Unternehmenspleiten ausgewertet, aus allen Branchen, regional über ganz Österreich verteilt. Das entspricht über achtzig Prozent aller bundesweit eröffneten Kommerzinsolvenzen.
Wie kommt es nun zum Point of no Return? Der Bogen der Einzelursachen spannt sich von gravierenden Buchführungsmängel, fehlender betriebswirtschaftlicher Sachkenntnis, mangelnder Planung & Steuerung, unzureichend ausgebildeten Kontrollsystemen, strangulierenden Kalkulationen, impotentem Inkassowesen, zu schnellem Wachstum, Eigenkapitalmangel, unzulänglichem Qualitätsmanagement, bis hin zu übermäßigen Ansprüchen im Lebensstandard und wirtschaftskrimineller Handlungen. Die Zahlungsunfähigkeit wird regelmäßig durch ein Zusammenwirken der verschiedenen negativen Faktoren hervorgerufen. Fast nie ist nur ein einziger Grund für die finanzielle Bredouille verantwortlich.
Natürlich wird weder negiert noch übersehen, dass besonders die mittelständischen Unternehmer angesichts der wirtschaftlichen Internationalisierung, der immer stärkeren Unternehmenskonzentrationen und auch Verkürzung von Produktlebenszyklen, unter großem Anpassungsdruck stehen.
Doch nicht jeder Konkurs wirkt als Planierraupe und bedeutet das wirtschaftliche Ende. Der vermeintliche Schlusspunkt kann auch zum Startschuss für eine strukturelle Neuausrichtung werden. Das makellose "Auffangen" eines Pleitebetriebes ist eine wichtige Alternative zum mühsamen und teuren Aufbau einer neuen Firma. Vermögenssubstanz und Arbeitsplätze werden gesichert. Gläubiger erhalten die vereinbarte Zahlungsquote. Sie können darüber hinaus ihre Insolvenzverluste durch die Aufrechterhaltung der Geschäftsverbindung weiter reduzieren.
Kleine Firmen, zumeist Ges. m.b.Hs., sind oft sehr "cheflastig". Sie stehen und fallen mit ihrem Chef. Somit sind wirken sich "Ausfälle" verheerend aus. Durch den vielen Stress und der Knochenarbeit die zu leisten ist, sind gesundheitliche Probleme, Alkoholismus und ähnliches vorprogrammiert, wenn der Unternehmensführer nicht entlastet wird. Aber auch Mitarbeiter sind gerade in einem kleinen Unternehmen viel wert, wodurch auch hier darauf geachtet werden sollte.
Dabei ist der Erfolg einer Firma in den meisten Fällen harter Arbeit zu verdanken und keinen "Geniestreichen". Gefragt sind tatendurstige Führungspersonen und Mitarbeiter, die Realismus und Kreativität verbinden und nicht ein hochfliegendes "Management by Helicopter", welches nur Ideen kreiert aber keine Lösung für eine Umsetzung.
Der Schlüssel zum Erfolg ist laut KSV die Besinnung auf das Kerngeschäft. Vernetzte Partnerschaften mit Fokus auf den Kundennutzen. Eine gesunde Kapitalstruktur für magere Zeiten. Und klar orientierte Führungskräfte, die durch auch operative Tätigkeit direkt zur Wertschöpfung beitragen. Das Um und Auf dazu sind ambitionierte Mitarbeiter, die ihr Handwerk aus dem Effeff verstehen. Denn nur ein gutes Orchester verzeiht auch den einen oder anderen misstönlichen Dirigenten-Fehler.
Laut KSV haben wir in Österreich nicht zu viele Pleiten, sondern (noch) zu wenig Unternehmen. Aktuell mit den Freien Berufen etwa 335.000. Auch wenn sich die Neugründungen von 14.200 (1995) auf 30.300 (2003) mehr als verdoppelt haben, im internationalen Vergleich ist die heimische Selbstständigenquote immer noch zu gering. Mit knapp 8 Prozent liegen wir deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 12,5 Prozent. Nur bedingt aussagefähig in diesem Zusammenhang sind allerdings Vergleiche mit hohen Gründungsquoten, wie beispielsweise Griechenland (26%), Italien (23%), Portugal (16%). Sie erklären sich vor allem durch kleinstgewerbliche Strukturen, zumeist Solo-Betriebe (Straßenverkäufer, Imbissstuben, agrarischer Bereich, Tourismus).
Immerhin steigt die Zahl der Frauen die sich zur Selbstständigkeit entschließen stetig. Der Frauenanteil bei Einzelfirmen-Gründungen und Betriebsnachfolgen liegt mittlerweile bereits bei 37%. Das spiegelt sich auch im Insolvenzgeschehen wider. Während in den Jahren 1998 und 1999 bei einer Frauengründungsrate von 28 bzw. 33 Prozent jede sechste heimische Insolvenz auf weibliche Kappen ging, war es 2003 jede fünfte.
Frauen führen tendenziell eher kleinere Unternehmen. Bevorzugte Bereiche sind der Einzelhandel, persönliche Beratung, der Tourismus- und Freizeitsektor, Gaststättengewerbe und Handwerk.
RANGLISTE der österreichischen Pleite-Ursachen 2003 im Überblick.
URSACHEN – BEREICHE | 2003 | 2002 | 2001 |
Fehler/Verlustquellen im innerbetrieblichen Bereich | 37% | 30% | 34% |
Fahrlässigkeit | 21% | 25% | 27% |
Kapitalmangel(-armut) | 17% | 20% | 18% |
Fehler/Verlustquellen im außerbetrieblichen Bereich | 12% | 13% | 12% |
Persönliches Verschulden | 9% | 7% | 6% |
Sonstige Ursachen | 4% | 5% | 3% |
KSV
wan
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