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Veröffentlicht am 02.08.2006 09:13:09
Der norwegische Telekom-Konzern Telenor hat am 1. August in Belgrad den Vertrag über den Erwerb des serbisch-österreichischen Mobilfunkers Mobi63 samt Funklizenz unterzeichnet. Die Norweger hatten am Vortag bei einer Versteigerung in Belgrad 1,513 Mrd. Euro für die Mobi63 geboten und damit den Mitbewerber Mobilkom Austria ausgestochen. Der Kaufvertrag wurde von Telenor-Vizechef Jan Edvard Thygesen und vom serbischen Finanzminister Mladjan Dinkic unterzeichnet. Der Finanzminister hatte zuvor vorgerechnet, dass dem Staat aus dem Verkauf des Unternehmens und der Mobilfunk-Lizenz Einnahmen in Höhe von 1,155 Mrd. Euro zufließen würden. Dieses Geld werde man für Investitionen verwenden, kündigte Dinkic an, davon 339 Mio. Euro für die Verkehrsinfrastruktur.
Die österreichischen Mobi63-Mitbesitzer, die Geschäftsleute Martin Schlaff, Josef Taus und Herbert Cordt, werden ungefähr 350 Mio. Euro kassieren, gut dreimal so viel wie sie im Vorjahr für den Erwerb des Mehrheitsanteils an dem Mobi63-Vorgänger Mobtel bezahlt hatten. An der im April dieses Jahres gemeinsam mit der staatlichen serbischen Post gegründete Mobi63 hatten die österreichischen Investoren nur noch einen Anteil von 30 Prozent, der serbische Staat hatte nun plötzlich eine 70-Prozent-Mehrheit in Händen.
Zuvor hatten die Belgrader Behörden der Mobtel Ende 2005 die Funklizenz und damit die Geschäftsgrundlage entzogen - als Grund wurde ein Gesetzesverstoß des früheren Mobtel-Mehrheitseigentümers Bogoljub Karic genannt. Der umstrittene Geschäftsmann war bei der Belgrader Führung in Ungnade gefallen.
"Großer Erfolg"
In Belgrader Expertenkreisen wird der Mobi63-Verkauf als "großer Erfolg" gefeiert. Mit der Telenor habe man einen großen Investor bekommen, meinte der frühere Privatisierungsminister Aleksandar Vlahovic. Der Minister für Wirtschaftsbeziehungen mit dem Ausland, Milan Parivodic, geht davon aus, dass die ausländischen Investitionen in Serbien heuer auf mehr als 3 Mrd. Euro steigen und damit doppelt so hoch ausfallen werden wie im Vorjahr.
"Rätselhaft" sei das Verhalten der Mobilkom-Vertreter bei der gestrigen Versteigerung gewesen, die Angesichts ihrer Niederlage keinerlei Nervosität gezeigt hätten, schreibt heute die serbische Tageszeitung "Danas". Mobilkom-Chef Nemsic habe immer erst nach seinem norwegischen Konkurrenten sein Angebot erhöht und es sei daher der Eindruck entstanden, dass Nemsic den Preis absichtlich in die Höhe getrieben hätte. "Es ist nicht unlogisch anzunehmen, dass die Mobilkom nach der Versteigerung und einem eventuellen Lizenzerwerb um die Hälfte billiger als Telenor in den serbischen Markt einsteigen könnte", schreibt "Danas".
Die dritte Mobilfunk-Lizenz, um die sich die Mobilkom Austria nun bemühen will, wird laut "Danas" mindestens 320 Mio. Euro kosten. Es sei vorgesehen gewesen, dass der Preis der Lizenz 20 Prozent des gestern erzielten Verkaufspreises (das wären 302,6 Mio. Euro), aber nicht weniger als 320 Mio. Euro betragen solle. Die serbische Telekom-Behörde will nun zunächst prüfen, ob bedarf für die Erteilung einer dritten Lizenz bestehe. Mehr als drei Lizenzen werde es aber mit Sicherheit nicht geben, heißt es seitens der Behörde.
(apa)