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Veröffentlicht am 10.02.2006 15:15:30
Die Entwicklung der Technikfolgen-Forschung in Österreich ist untrennbar mit dem Namen Gunther Tichy verbunden. Vor kurzem übergab der langjährige Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung (ITA) an der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) das Steuer an Michael Nentwich. Eine Festschrift ("Technikfolgenabschätzung in der österreichischen Praxis") für den scheidenden Chef zeigt jetzt Werdegang und Leistungsbreite des Instituts.
So wuchs die wissenschaftliche Bewertung von Technikfolgen in Österreich vom Schattendasein in den späten 70er und frühen 80er Jahren in den vergangenen zehn Jahren zum gewichtigen nationalen und sogar europäischen Faktor der Politik-Beratung und -Evaluierung. Diese Historie wird in dem neuen Buch, herausgegeben von Michael Nentwich und Walter Peissl, eingangs prägnant nachgezeichnet.
Nicht zuletzt ist diese Erfolgsgeschichte in gewichtigen Teilen Tichy zu verdanken: 1991 übernahm er die Forschungsstelle für Technikbewertung an der ÖAW und gestaltete sie zum heutigen ITA um, seit 1994 "dauerhaftes Institut" der Akademie. Die Vorläufer-Einrichtung war im Jahr 1985 offiziell an der Akademie institutionalisiert worden, und man konnte daher im Vorjahr bei der jährlichen ITA-Konferenz folgerichtig "20 Jahre TA in Österreich" feiern.
Fünf Arbeitsschwerpunkte
Aktuell gliedern sich die umfangreichen Aktivitäten des Instituts in fünf Arbeitsschwerpunkte. In all diesen Bereichen geht es im Wesentlichen darum, die Folgen von Schlüssel- und Grenztechnologien auf die Gesellschaft zu untersuchen. Dies betrifft am ITA insbesondere die Bereiche Informations- und Kommunikationstechnologien, Biotechnologien, Umwelttechnologien und -politik, Verfahren, Methoden und Großtechnik in der Medizin sowie den Bereich technologie- und wissenschaftspolitische Grundlagenforschung.
Zu all diesen Themenfeldern haben Institutsmitglieder im vorliegenden Band exemplarische Aufsätze beigesteuert: da geht es u.a. um Politikberatung durch Ethikkommissionen (Alexander Bogner), die Risiko-Debatten bei der GVO-Freisetzung (Helge Torgersen), um das fragile Verhältnis von Überwachung und Sicherheit (Walter Peissl), die Formen und Probleme elektronischer Politik (Georg Aichholzer, Roman Winkler) oder um die Kapazitäts- und Bettenplanung in der Intensivmedizin (Claudia Wild).
Aufgezeigt wird von den Herausgebern so nebenher auch, wie TA hierzulande überhaupt wirksam wird, oder wie man den Erfolg solcher Forschungsbemühungen messen kann. Und - verdienstvollerweise - verschweigen sie nicht, dass es auch eine Reihe weiterer heimischer Einrichtungen gibt, die dieses Feld durchaus fruchtbar beackern - wobei man sich selber als "zentrale Institution der TA in Österreich" tituliert.
SERVICE: Michael Nentwich, Walter Peissl (Hsg.): Technikfolgenabschätzung in der österreichischen Praxis. Festschrift für Gunther Tichy. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005. 248 Seiten, 25 Euro, ISBN 3-7001-3613-7.
(apa)