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Veröffentlicht am 05.10.2006 09:50:36
Der insolventen deutschen Mobilfunkfirma BenQ Mobile drohen jetzt auch noch die wichtigsten Kunden davon zu laufen. Der Großteil des Handygeschäfts läuft über die Mobilfunkbetreiber. Sollten diese die BenQ-Siemens-Handys aus den Regalen schmeißen, dürfte das Schicksal der insolventen Firma mit ihren mehr als 3.000 Arbeitsplätzen besiegelt sein. "Das Thema hat für uns oberste Priorität", sagte ein BenQ-Mobile-Sprecher in München. Erst einmal haben die wichtigsten Betreiber ihre Bestellungen aber auf Eis gelegt. Nur die wenigsten Handynutzer in Deutschland kaufen ihr Handy zum vollen Preis auf eigene Rechnung. Üblicherweise gibt es ein verbilligtes Handy vom Netzbetreiber beim Vertragsabschluss oder bei einer Vertragsverlängerung. Allein T-Mobile nimmt BenQ-Siemens laut Branchenkreisen mehrere hunderttausend Handys im Jahr ab. Daher schrillten in der ohnehin schon Leid geplagten Zentrale in München alle Alarmglocken, als T-Mobile neue Bestellungen erst einmal stoppte. "Wir sind aber im Grunde recht zuversichtlich, dass die offenen Fragen geklärt werden können", sagte der Unternehmenssprecher. Der vorläufige Insolvenzverwalter Martin Prager habe Termine mit den wichtigsten Kunden vereinbart.
BenQ Mobile hat am Mittwochnachmittag betont, dass Garantie und Service für seine Geräte für die volle Laufzeit von zwei Jahren gesichert sind. Sie sollten weiterhin über das Serviceunternehmen Inservio laufen, teilte BenQ Mobile mit. Die Inservio GmbH, die erst zum 1. Juli ausgegründet worden war, hatte ebenfalls Insolvenzantrag gestellt. Für ihren weiteren Betrieb solle ein spezieller Fonds gegründet werden.
Apell an Verbraucher
An Solidaritätsbekundungen mangelt es derzeit nicht. Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) zieht derzeit bei jeder Gelegenheit sein BenQ-Siemens-Handy aus der Tasche. "Ich bin standorttreu." Er appelliert zugleich an die Verbraucher, im Weihnachtsgeschäft ebenfalls die heimische Ware zu kaufen. "Wer Produkte aus Deutschland kauft, trägt auch dazu bei, dass die Beschäftigung in Deutschland bleibt." Im Siemens-Konzern wird betont, dass man bei Diensthandys ausschließlich auf die Angebote der früheren Mobilfunktochter zurückgreift. Auch BenQ-Mobile-Chef Clemens appelliert an die Verbraucher, mit dem Kauf eines Handys einen Beitrag zur Rettung des Unternehmens zu leisten. Alle Erlöse kämen der insolventen Firma zugute.
Ungeachtet aller Solidaritätsappelle: Wenn BenQ bei den Providern nicht mehr gelistet ist, wird das Überleben als Handyhersteller schwer bis unmöglich. Zwar glauben Branchenkenner, dass T-Mobile und Vodafone aus Imagegründen BenQ Mobile nicht den Todesstoß versetzen wollen. "Die wollen nicht in die selbe Ecke wie Siemens gedrängt werden." So wird denn auch bei T-Mobile betont: "Ziel der Gespräche mit dem Insolvenzverwalter ist es, weiterhin BenQ-Handys zu verkaufen."
Dennoch dürften die Netzbetreiber ebenso wie die Endkunden nicht einfach aus Solidarität blind BenQ-Mobile-Handys ordern. Zum einen gibt es Branchenspekulationen, dass die Netzbetreiber mit der Qualität der Produkte zuletzt nicht sehr zufrieden waren. Entscheidend ist aber vor allem die Frage, ob Service und Garantie gesichert werden können. "Noch ist das Thema offen, aber in irgendeiner Form kann das sichergestellt werden", hofft ein Arbeitnehmervertreter. Kein gutes Zeichen ist allerdings, dass auch die BenQ-Servicetochter Inservio ebenfalls Insolvenzantrag gestellt hat.
(apa)