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Veröffentlicht am 23.05.2006 15:20:47
Der Käufer des später pleite gegangenen Fotofilmherstellers Agfa Photo fordert vom ehemaligen Eigentümer Agfa-Gevaert Schadenersatz in Millionenhöhe. Agfa-Gevaert habe bei den Verkaufsverhandlungen mit dem Münchener Geschäftsmann Hartmut Emans geschönte Zahlen über die erwarteten Umsätze der Foto-Sparte vorgelegt, sagte ein Sprecher von Emans. In später gefundenen Planungsunterlagen seien weit niedrigere Erwartungen genannt worden. Deshalb habe Emans eine Schadenersatzklage in dreistelliger Millionenhöhe vor einem internationalen Schiedsgericht eingereicht, bestätigte er einen Bericht des "Handelsblatts". Die Klage sei bereits im Dezember eingereicht worden.
Agfa-Gevaert habe während der Verkaufsverhandlungen intern bereits mit Schließungskosten für die Foto-Tochter von rund 480 Mio. Euro gerechnet. Außerdem habe Agfa-Gevaert im Oktober 2005 ohne Grund den Lizenzvertrag über die Rechte an der Marke "Agfa Photo" gekündigt. "Das war ein klarer Vertragsbruch", sagte der Sprecher.
Vorerst keine Stellungnahme
Der von Agfa Gevaert beauftragte Rechtsanwalt Klaus Banke von der Kanzlei Cleary Gottlieb war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Der "Süddeutschen Zeitung" hatte er im April gesagt, Agfa-Gevaert weise den Vorwurf der Täuschung zurück. Die Investoren seien vor der Vertragsunterzeichnung umfassend informiert worden.
Auch Agfa-Photo-Insolvenzverwalter Andreas Ringstmeier prüft nach Angaben eines Sprechers eine Schadenersatzklage gegen die Belgier. Dabei geht es um den Vorwurf, dass das von Agfa Gevaert in Agfa Photo eingebrachte Foto-Geschäft tatsächlich ein negativen Vermögenswert gehabt habe. Zur Größenordnung einer Schadenersatzforderung könne er noch nichts sagen, sagte der Sprecher. "Der Insolvenzverwalter muss auch abwägen, ob er im Falle einer erfolgreichen Klage mehr aus der Masse erhält, als die Anwaltskosten betragen."
Seit Jahresanfang sieht sich Agfa Gevaert zudem mit mehreren hundert Klagen ehemaliger Agfa-Photo-Mitarbeiter konfrontiert. Sie fordern zum Teil Wiedereinstellung, zum Teil Pensionsgarantien. Agfa-Gevaert hat dafür bereits Rückstellungen in Höhe von 55 Mio. Euro gebildet.
(apa)