Spekulationsobjekt Umlaut-Domain
Veröffentlicht am: 03.03.2004 09:21:34

In Deutschland und der Schweiz startete am 1.März die Registrierung von Internet-Domainsmit Umlauten, der sogenannten IDNs. Trotz umfangreicher Vorbereitungen war der Ansturm anscheinend doch größer als erwartet und auch der Handel mit den Domains blüht bereits.

So vermeldet denic.de, die zentrale Verwaltungsstelle für alle .de Domains, dass man noch immer an der Abarbeitung der Reservierungen von 1. März arbeitet, da über 590.000 Anträge eingegangen sind. Hier dürften vor allem die Registrare, die bereits im Vorfeld eine kostenlose Registrierung angeboten haben, mit ihren Massenanmeldungen „Schuld“ an der Menge der Registrierungen haben. Die erste registrierte IDN war übrigens „öko.de“.

Sedo.de, einer der in Deutschland ansässigen Registrare vermeldete, dass selbst die erhöhten Kapazitäten für die Registrierung nicht ausreichten. Nach wenigen Minuten war das System der DENIC nicht mehr erreichbar, neue Aufträge zur Registrierung wurden an die Registrare zurück gegeben. Ein ähnliches Bild bot sich auch in der Schweiz. Dort versagten bereits wenige Sekunden nach Registrierungsstart die Server der schweizerischen Vergabestelle Switch.

Für Verwirrung sorgt gleichzeitig, dass sich viele Provider selber als Besitzer der Domain eingetragen haben, um so den Registrierungsprozess zu beschleunigen. Viele besorgte Domainbesitzer fürchten nur um Ihre Domains. Denic.de beruhigt aber und meint, dass die Registrare in einem zweiten Durchlauf, wenn der erste Ansturm vorbei ist, die Besitzerinformationen richtigstellen werden.

Sedo.de zieht allerdings einen anderen Schluss aus den aktuellen Daten. Aus einer Auswertung der "Whois"-Einträge, die Auskunft über die jeweiligen Domainbesitzer geben, schliest sedo.de, dass mehr als 70 Prozent der gerade erst eingeführten Umlaut-Domains zum Weiterverkauf vorgesehen sind. "Deutlich weniger als 30 Prozent der Einträge lassen den Schluss zu, dass hier ein reales Angebot entstehen soll", sagt Sedo-Geschäftsführer Tim Schumacher. "Die übrigen gut 70 Prozent sind im Besitz von Domain- und Markenhändlern. Bei wertvollen beschreibenden Domains liegt der Anteil sogar über 80 Prozent."

Ob diese Analyse stimmt, werden wohl die nächsten Wochen zeigen, wenn die Whois-Einträge der neuen Domains überprüft wurden.

Ein ähnlicher Ansturm steht auch der österrichischen nic.at, den Verwaltern der .at Domains ins Haus. Nic.at hat sich ja dazu entschieden, erst am 31. März mit der Registrierung der neuen Umlaut-Domains zu beginne, um aus den Erfahrungen in der Schweiz und Deutschland zu lernen.

Nachdem aber auch in Österreich die verschiedenen Regsitrare und Domain-Händler bereits jetzt kostenlose Vorregistrierungen für die österreichischen Umlaut-Domains anbieten, kann man aber mit einem im Verhältnis ähnlichen Ansturm wie in Deutschland rechnen. Endkunden sollten aber beachten, dass es keine Verbindliche Vorregistrierung gibt und die Anbieter daher auch keine Garantien darüber abgeben können, dass der Kunde die Domain auch bekommt. Diese werden auf jeden Fall nach dem „first come, first serve“ Prinzip vergeben, daher sollte der Anbieter auch kein Gebühr dafür verlangen.

Alle, die bewusst eine IDN (Internationalized Domain Names in Applications) nutzen wollen, sollten sich aber auch bewusst sein, dass außerhalb des deutschen Sprachraums kaum Umlaute verwendet werden und diese somit nicht einmal auf den Tastaturen der Rechner zu finden sind. Auch die nic.at geht davon aus, dass die IDN-Domains primär als „Zusatz“ zu den bestehenden Domains zum Einsatz kommen.

Martin Leyrer




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