Saphir-Datenträger soll vor Atommüll warnen Veröffentlicht am: 18.07.2012 21:23:35 Paris - Die französische Behörde für die Verwaltung nuklearer Abfälle (ANDRA) hat einen Datenträger präsentiert, der über eine Mio. Jahre lang lesbar bleibt. Zwischen zwei Scheiben aus Saphir, die fest miteinander verbunden werden, befindet sich eine Schicht aus Platin, die Information in Form von Inschriften enthält. Ein Exemplar der Scheibe mit 20 Zentimeter Durchmesser kostet 25.000 Euro und fasst 40.000 miniaturisierte Seiten Text. Zum Auslesen ist lediglich ein Mikroskop notwendig. Mit dem Datenträger sollen künftige Generationen durch Text in verschiedenen Sprachen und Piktogramme vor Atommüll-Lagern gewarnt werden. Experten sind allerdings skeptisch. "Alle physikalischen Warnungen kranken daran, dass niemand weiß, ob die Finder der Informationsträger in 100.000 Jahren überhaupt noch menschlich sind, geschweigedenn Zugriff zu den Codes haben, die zur Entschlüsselung notwendig sind. Ein Totenkopf-Schild kann beispielsweise auch als Gaststätte interpretiert werden", sagt Roland Posner, Leiter der Arbeitsstelle Semiotik an der Technischen Universität Berlin http://semiotik.tu-berlin.de. Derzeit werden für eventuelle Endlager für Atommüll unterirdische Lösungen favorisiert. Die Lagerstätten wären für hunderttausende Jahre verseucht. "Auch in der Raumfahrt und der Genetik ist es essenziell, Informationen über Generationen hinweg speichern zu können. Der einzig gangbare Weg ist meiner Meinung nach die Integration eines Zukunftsrates in unsere Demokratien", so Posner. Ein solcher Rat könne etwa als dritte Kammer in den Parlamenten realisiert werden. "Neben der Dokumentation muss sich ein solcher Rat um die ständige Übersetzung und Aktualisierung der Codes kümmern, die zur Entschlüsselung der Botschaften notwendig sind. Nur eine gesellschaftliche Lösung kann die Verständlichkeit von Nachrichten über tausende Generationen sichern", erklärt der Experte. Trotzdem sind die Vertreter der ANDRA stolz auf ihre Entwicklung. Zusätzliche Ausdauertests sollen ermitteln, ob die Saphir-Scheibe nicht sogar zehn Mio. Jahre überdauern könnte. Allerdings ist der Datenträger nur ein Ansatz, den die französische Behörde verfolgt. Bis 2015 prüft die ANDRA noch weitere Möglichkeiten, künftige Genberationen zu warnen. Andere Länder verfolgen ebenfalls eigene Programme. "Ich vermisse oft den Weitblick, die Problematik wurde bisher zu wenig diskutiert. In den meisten Verfassungen sind die zukünftigen Probleme nicht berücksichtigt. Bayern hat eine der wenigen Verfassungen, die den Schutz kommender Generationen festschreiben", so Posner. Eine Botschaft, die mit absoluter Sicherheit in der Zukunft ankommt und verstanden wird, gibt es von Vornherein nicht, wie auch der Experte eingesteht: "Unsere Geschichtstradition ist nicht länger als 5.000 Jahre. Wir sprechen hier von Zeiträumen von über 100.000 Jahren. Zu behaupten, man könne mit Sicherheit eine Botschaft in die Zukunft schicken, ist Scharlatanerie. Daher sollten die Menschen eigentlich besser ihre Finger von Technologie lassen, die über solch enormen Zeiträume gefährlich bleiben", so Posner. |