SAP: Der Anzug von der Stange soll es richten Veröffentlicht am: 25.01.2007 11:11:34 SAP-Chef Henning Kagermann gab sich alle Mühe, eine strahlende Zukunft für den Softwarekonzern vorherzusagen. Wegen der schwachen Prognose für 2007 war die Softwareschmiede innerhalb weniger Tage am Mittwoch (24. Jänner) erneut von der Börse abgestraft worden. Nun soll es der "Anzug von der Stange" richten: Der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware investiert im Wettrennen mit dem US-Konkurrenten Oracle im Jahr 2007 massiv in neue Produkte für den Mittelstandsmarkt. Geringe Risiken und eine einfache Bedienung soll die Softwarelösungen auszeichnen. Im Visier haben die Walldorfer Entwickler dabei vor allem Handelsfirmen, aber auch Dienstleister. Unternehmen mit bis zu 2.500 Mitarbeitern und unter 500 Mio. Euro Jahresumsatz sollen es sein. "Es gibt eine große Gruppe von Unternehmen, die wollen nicht den Maßanzug, sondern den Anzug von der Stange", erklärte SAP-Chef Henning Kagermann in Frankfurt das Profil der künftigen Mittelstandskunden. Bis zu 400 Mio. Euro will der deutsche Marktführer in diesem Jahr für seine bereits seit längerem geplante Mittelstandsoffensive in die Hand nehmen. Ankündigungen dafür gab es bereits seit dem Jahr 2003 immer wieder. Im vergangenen Jahr wurde nun mit der Vorbereitung einer weltweiten Werbekampagne in Print, TV und Internet begonnen. 2007 gilt als Testphase. Im nächsten Jahr soll nach Prognosen der SAP-Manager dann Geld verdient werden. Auf den Mittelstand zu setzen, ist nach Einschätzung des Branchenverbands BITKOM richtig, aber auch notwendig. "Wir sind jetzt in einer Phase, in der die IT-Ausgaben in den Firmen nachgeholt werden", sagte Mittelstandsexperte Jens Mundhenke. "Außerdem gibt es 3,5 Mio. mittelständische Unternehmen, die 40 Prozent des gesamtwirtschaftlichen Umsatzes in Deutschland erwirtschaften. 50 Prozent aller Investitionen werden vom Mittelstand getätigt - es lohnt sich also als durchaus, in den Mittelstandsmarkt zu investieren." SAP sieht sich einem äußerst heterogenen Markt mit breit gefächerten Anforderungen gegenüber. "Ein Handwerksbetrieb will eine andere Software als ein Maschinenbauer oder ein Dienstleister", warnt der Experte vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM). "Man kann nicht einfach Programme nehmen, die Großkunden bekommen, und diese in abgespeckter Form dem Mittelstand anbieten." Die Anbieter müssen also einen Kompromiss finden, um die vielen kleinen Betriebe mit einem Jahresumsatz von höchstens 50 Mio. Euro als Kunden zu gewinnen. Von Bernd Glebe/dpa |