Sanyo erhält milliardenschwere Finanzspritze
Veröffentlicht am: 22.12.2005 10:37:08

Der schwer angeschlagene japanische Elektronikkonzern Sanyo wird nach eigenen Angaben eine Finanzspritze in Höhe von umgerechnet 2,15 Mrd. Euro erhalten. Sanyo will die Mittel in erster Linie zur Finanzierung der für die Rettung des Unternehmens notwendige Umstrukturierung einsetzen. Im ersten Halbjahr rutschte Sanyo in die roten Zahlen und erwartet auch im Gesamtjahr einen hohen Verlust.

Die Summe der Finanzspritze liegt am obersten Ende der bereits im November genannten Spanne. Damals hatte das Unternehmen erklärt, zwischen 200 und 300 Mrd. Yen (1,43 bis 2,15 Mrd. Euro) durch die Ausgabe neuer Aktien an Goldman Sachs, die Sumitomo Mitsui- Daiwa Securities-Gruppe und bisherige Aktionäre einnehmen zu wollen.

Die Aktienemission wird die Eigenkapitalquote von Sanyo auf über zehn Prozent von derzeit 6,6 Prozent erhöhen. Damit bleibt allerdings die Eigenkapitalausstattung des Unternehmens schwächer als die von Matsushita und Sharp, deren Eigenkapitalquote über 40 Prozent liegt.

Abrutsch am Weltmarkt

Sanyo ist ein Symbol dafür, wie kurzlebig Erfolg im digitalen Zeitalter besonders für Technikunternehmen sein kann. Noch vor wenigen Jahren galten die Japaner als einer der Gewinner in der Technologie-Branche. Im vergangenen Jahr beschädigte ein Erdbeben eine Chip-Fabrik des Unternehmens schwer und die Nachfrage nach digitalen Kameras ließ nach.

Unter anderem wegen einer Neubewertung seiner Vermögenswerte rutschte der Konzern nun im ersten Halbjahr des laufenden Jahres in die roten Zahlen. Für das im März endende Gesamtjahr geht Sanyo von einem Netto-Verlust von 233 Mrd. Yen (1,67 Mrd. Euro) aus. Nach einem Managementwechsel im Juni stellte Sanyo einen Drei-Jahres-Plan zur Umstrukturierung auf, der den Abbau von 14.000 Arbeitsplätzen, etliche Werksschließungen und die Tilgung der Hälfte seines 1,2 Billionen Yen hohen Schuldenbergs vorsieht.

Strategiewechsel

Die Japaner kündigten außerdem einen deutlichen Strategiewechsel und entsprechenden Konzernumbau an. In Zukunft will sich Sanyo nicht mehr als Elektronik-Konglomerat verstehen, sondern sich auf Produkte konzentrieren, die im Zusammenhang mit Umwelt und Energie stehen. So solle zum Beispiel das Geschäft mit wiederaufladbaren Batterien und Solarzellen gestärkt werden. Der Absatz von Fernsehern soll dagegen in Japan möglicherweise eingestellt werden. Im Bereich Haushaltsgeräte werde nach Partnerschaften gesucht. Der Halbleiterbereich könnte abgespalten werden. Von der Herstellung unprofitabler Produkte wie bestimmter Speicherchips soll Abstand genommen werden.

Sanyos Finanzlage gilt zwar als besonders desolat, trotzdem ist der Konzern nicht allein in der Verlustzone. Auch andere japanische Rivalen wie Pioneer und Sony haben für das laufende Geschäftsjahr rote Zahlen prognostiziert. Den Unternehmen macht unter anderem der Preisverfall bei Kernprodukten die Flachbildschirm-Fernsehern zu schaffen.(apa)




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