NVIDIA stellt GeForce FX (NV30) auf der Comdex vor Veröffentlicht am: 19.11.2002 12:29:41 Der Nachfolger des NVIDIA GeForce 4 TI wurde Anfang November in Korea erstmals der Öffentlichkeit präsentiert (NVIDIA's "Mania Day"). In Aktion konnte man das gute Stück zum damaligen Zeitpunkt noch nicht erleben, genauere Details und eine erste Live-Präsentation des NVIDIA GeForce FX mit dem Codenamen NV30 wurden nun auf der Comdex in Las Vegas vorgeführt. Im Gegensatz zur ATI Radeon 9700 und zur Matrox Parhelia-512 ist bei der Speicheranbindung alles beim Alten geblieben: 128 statt 256-Bit scheinen auf den ersten Blick zwar nicht gerade zeitgemäss, NVIDIA hält dies jedoch für reine Verschwendung und kontert mit DDR-II Unterstützung (bis 1 GHz effektiv) und einer speziellen verlustfreien 4:1 Kompression (Intellisample). Auch die ATI Radeon 9700 bietet Datenkompression auf hohem Niveau: HyperZ III beinhaltet "Hierarchical Z" (unsichtbare Pixel werden nicht berechnet), "Z Compression" (Datenkomprimierung bis 2:1 verlustfrei) und "Fast Z Clear" (Schnelles Leeren des Z-Buffer). Aufgrund des breiteren Speicherinterfaces weist die Radeon 9700 Pro eine grössere Bandbreite auf als der GeForce FX Chip. In der Praxis wird sich aber noch zeigen müssen, wer die Nase vorne haben wird, entsprechend viel hängt auch von optimierten Treibern ab. Die Radeon 9700 unterstützt wie der NV30 bereits heute DDR-II Speicher, auch wenn bislang nur DDR-I Speicher verbaut wird. ![]() Was den Chiptakt angeht, hält man sich bei NVIDIA bedeckt – Die Ingenieure kämpfen mit einem hohen Ausschuss bei der Umstellung auf die 0,13-µm-Technologie, konstant hohe Taktraten werden noch nicht erreicht. Im Inneren des Chips wurde neben der 0,13-µm-Technologie von Aluminium auf Kupfer umgestellt. Hiervon verspricht sich NVIDIA weitere Vorteile, da Kupfer eine höhere Leitfähigkeit aufweist, höhere Taktraten bei geringerer Wärmeentwicklung sind die Folge. ![]() Wie auf dem Bild zu erkennen ist, wird der erste PCI Slot neben dem AGP Steckplatz zwangsläufig überflüssig: der leicht überdimensionierte Kühler belegt gleich 2 Steckplätze. Da auch der GeForce FX Chip Stromhungrig ist, wird wie bereits bei der ATI Radeon 9700 Pro die Grafikkarte über ein separates Stromkabel direkt mit dem Netzteil verbunden, um Komplikationen bei einigen (älteren) Motherboards zu vermeiden, die AGP Spezifikationen sehen max. 40 Watt vor. Bei NVIDIA ist man bei den DirectX9 Spezifikationen zum NV30 einen Schritt weiter gegangen, sie wurden teilweise bei weitem überschritten. DirectX9 setzt 1024 Vertex Instruktionen voraus, der NV30 setzt dem 65536 entgegen, auch bei den Registern legt NVIDIA die Messlatte höher: 16 statt 12 Register verrichten ihre Dienste auf der NV30 Grafikpipeline, NVIDIA hat noch andere Raffinessen für die Entwickler eingebaut, mehr davon in unserem Testbericht bei Erscheinen der GeForce FX. Rendern in "Cinema" Qualität, aufwendige 3D Technik vorausgesetzt, soll der NV30 beherrschen. Er ist mit einer durchgehenden Flieskommaeinheit (FPU) ausgestattet (128-bit), beim Radeon 9700 ist die Pixel-Shader Pipeline gleichfalls mit einer FPU ausgestattet. Der Grund: Flieskommaberechnungen sind wesentlich genauer als bisherige Integerberechnungen. Der NV30 bewältigt angeblich über 51 Milliarden Fliesskommaberechnungen pro Sekunde, eine gigantische Anzahl, die nach noch nicht nachprüfbaren Angaben theoretisch eine Berechnung von über 100 Dinosaurier bei einer Bildwiederholungsfrequenz von 100 Bilder/Sekunde ermöglichen sollen. Gehen wir von einer typischen 3D Szene aus, dann wäre das Resultat beachtlich. ![]() Die 125 Millionen Transistoren auf der GPU, welche damit 3 Mal grösser als ein Pentium 4 CPU ist, ist der „grösste“ Grafikchip für den Hausgebrauch aller Zeiten: Zum Vergleich: Der GeForce 4 TI 4x00 Chip weist 63 Mio. Transistoren auf, die Parhelia von Matrox 80 Mio., die Radeon 9700, momentan noch schnellste Gamer-Grafikkarte, ist mit 107 Mio. bislang die komplexeste GPU. Auf der technischen Seite weist der NV30 einige interessanten Features wie "Procedural Texture" (Anisotropic Lightning) auf, womit einzelne Texturen mit Lichteffekten realisiert werden können bzw. NPR Rendering (Non-photorealistic Rendering), ein spezielles Rendern ohne Texturen. NVidia nennt seine neueste Chip-Errungenschaft die "Cinematic Shading GPU“ dank Special Effects, Beleuchtungen und Schattierungen in Filmqualität. ![]() Vorläufiges Fazit, Verfügbarkeit und Preise Die technischen Daten sprechen für einen weiteren Meilenstein in der Grafikkartengeschichte, aber zu welchem Preis? Die 400 Millionen Dollar schwere Investition, der Umstieg auf die 0,13 µm Technologie und auf die Kupferverdrahtung kombiniert mit der Speicherbestückung mit bislang noch rarem und teurem DDR-II RAM werden den Preis des Spitzenmodells auf ca. 500€+ katapultieren, auch wenn Gerüchteweise noch von „Dumpingpreisen“ von ca. 400€ die Rede ist. Bis zum Release des NV30 wird aller Wahrscheinlichkeit nach ATI bereits den Radeon 9700 Chip mit DDR-II RAM präsentiert haben, der sich hinter dem NV30 nicht verstecken muss, was einen Preisdruck zur Folge haben wird. Abgesehen davon können sich Kaufinteressenten mit dem nötigen Kleingeld bereits heute (vor Weihnachten) eine DirectX9 Grafikkarte von ATI unter den Gabentisch legen, das dürfte NVIDIA schwer zu schaffen machen, mit der GeForce FX ist in Stückzahlen nicht vor Februar 2003 zu rechnen. Der einstige Platzhirsch rennt momentan dem abfahrenden Zug hinterher, trotz auf dem Papier „besserer“ Spezifikationen werden sich im Februar Hardcoregamer wohl hoffentlich nicht in den Regalen nach raren GeForce FX Samples umschauen müssen. Zumindest sind ATI und NVIDIA, was die noch nicht vorhandenen DirectX9 Spiele angeht, gleichermassen betroffen, da heisst es noch lange zuwarten. ![]()
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