Monopolmissbrauch: AMD verklagt Intel [Update]
Veröffentlicht am: 30.06.2005 11:45:12

AMD, der Hersteller von Microchips hat nun beim US-Bundesgericht des Bezirks Delaware eine Kartellklage gegen Intel eingebracht, in denen dem Marktführer vorgeworfen wird, illegale Mittel eingesetzt zu haben, um seine Marktdominanz weiter abzusichern.

AMD beruft sich dabei auf §2 des Sherman Antitrust Act, den §§ 4 und 16 des Clayton Acts sowie den Bestimmungen des California Business and Professions Code.
Dabei fühlt man sich durch eine Entscheidung, welche von der Japanischen „Fair Trade Commission“ getroffen wurde bestätigt, die Intel vorwirft, seine vorherrschende Stellung ausgenutzt zu haben um diverse Unternehmen davon abzuhalten AMD-basierende Produkte zu verwenden beziehungsweise anzubieten.

Die Klageschrift führt 38 Unternehmen namentlich auf, die laut AMD allesamt Opfer der Zwangausübung durch
Intel geworden sind – darunter große Computerhersteller, kleine Systemhäuser, Großhändler und Einzelhändler. Intel hat AMD zufolge auf diese Unternehmen auf drei Kontinenten auf sieben verschiedene Arten rechtswidrig Zwang ausgeübt.

„Überall auf der Welt sollte den Kunden die Freiheit zustehen, die von ihnen gewünschten Produkte auszuwählen, und von innovativen Produkten zu profitieren. Diese Freiheit wird ihnen auf dem Mikroprozessormarkt geraubt“, sagte Hector Ruiz, Chairman of the Board, President und CEO von AMD. „Egal ob durch höhere Preise aufgrund von Monopolstellungen oder durch eine beschränkte Zahl von Wahlmöglichkeiten auf dem Markt oder durch Beeinträchtigungen der Innovation – Menschen aus Osaka, Frankfurt oder Chicago zahlen jeden Tag den Preis in bar dafür, dass Intel sein Monopolstellung missbraucht.“

Die Vorwürfe gegen Intel hat AMD gut lesbar und detailliert aufbereitet:

• Großkunden, wie z.B. Dell, Sony, Toshiba, Gateway und Hitachi, zum Abschluss von Exklusiv-Vereinbarungen mit Intel gezwungen hat, welche im Gegenzug Sonderzahlungen, diskriminierende Preise und Marketingzuschüsse vorsehen, die jeweils an die Bedingung geknüpft sind, AMD vom Markt
auszuschließen;

_ Nach dem was in der Industrie berichtet wird und was nunmehr durch die JFTC in Japan bestätigt worden ist, hat Intel den Unternehmen Dell und Toshiba große Summen gezahlt, damit diese keine geschäftlichen Verbindungen mit AMD eingehen.

_ Intel hat dem Unternehmen Sony Millionen für die Gewährung einer Ausschließlichkeit gezahlt. Daraufhin ging der Anteil, den AMD an Sonys Geschäft hatte, von 23% im Jahr 2002, über 8% im Jahr 2003, bis auf nunmehr 0% zurück.

• andere Großkunden, wie z.B. NEC, Acer und Fujitsu, dazu gezwungen hat, Teil-Exklusivvereinbarungen abzuschließen, bei denen die Gewährung von Rabatten, Zuschüssen und Fördermitteln für die Marktentwicklung (MDF) an das Einverständnis dieser Kunden geknüpft ist, ihre Einkäufe bei AMD sehr stark einzuschränken oder sogar ganz auf diese Einkäufe zu verzichten;

_ Intel hat mehrere Millionen Dollar an NEC dafür gezahlt, dass das Unternehmen die Liefermengen, die es von AMD bezieht, nicht erhöht. Diese Deckelung sichert Intel mindestens 90% des Geschäfts von NEC in Japan und beinhaltet zugleich eine weltweite Beschränkung für NEC, den Umfang der Geschäftsbeziehung mit AMD zu erweitern.

• ein diskriminierendes und retroaktives System von Anreizen eingeführt hat, welches nur bei besonders hohen Bezugsmengen zur Anwendung kommt, um so den Kunden jegliche Freiheit zu nehmen, nennenswerte Mengen an Mikroprozessoren von AMD zu beziehen;

_ Als es AMD gelang, erfolgreich in den HP-Vertrieb von Notebooks einzusteigen und sich AMDs Produkte gut verkaufen ließen, reagierte Intel
damit, dass das Unternehmen HP gegenüber die Auszahlung des Rabatts für das 4. Quartal 2004 mit der Begründung verweigerte, HP habe die ins Auge gefassten Rabattziele verfehlt; Intel gestattete HP, die Fehlbeträge auf die
nachfolgenden Quartale zu verteilen; als Gegenleistung dafür musste HP ersprechen, Intel einen Anteil von mindestens 90% an HPs wichtigstem Geschäftszweig, dem Vertrieb an den Einzelhandel, einzuräumen.

• Kunden wegen der Einführung von AMDComputerplattformen mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht hat, insbesondere in strategischen Marktsegmenten, wie z.B. im Bereich der kommerziellen Desktops.
_ Der damalige CEO von Compaq, Michael Capellas, berichtete im Jahr 2000, dass Intel als Reaktion auf die Vergabe eines bestimmten Geschäftsvolumens
an AMD Lieferungen von dringend benötigten Mikroprozessoren für Server zurückgehalten habe.

Mit den Worten „man halte ihm eine Pistole an den Kopf“, erklärte er AMD, dass er gezwungen sei den Bezug bei AMD zu stoppen.

_ Führungskräfte von Gateway berichteten, dass ihr Unternehmen einen hohen Preis sogar schon dafür habe zahlen müssen, dass es in geringem Umfang Geschäfte mit AMD getätigt habe. Sie brachten vor, dass Intel sie als Vergeltungsmaßnahme gewissermaßen „zu Brei geschlagen habe“.

• bei wichtigen Einzelhändlern, wie zum Beispiel Best Buy und Circuit City, ein Quotensystem errichtet und angewandt hat, welches diese Kunden dazu verpflichtet, vorwiegend oder sogar ausschließlich Intel-Computer auf Lager zu halten, und dadurch in unnatürlicher Weise die Auswahlmöglichkeiten der Kunden beschränkt;

_ AMD ist vollständig von der Belieferung des Unternehmens Mediamarkt ausgeschlossen worden, Europas größtem Computereinzelhandelsunternehmen, auf das etwa 35% der Verkäufe im Einzelhandel in Deutschland entfällt.

_ Das Unternehmen Office Depot weigerte sich unter Berufung auf das Risiko von Vergeltungsmaßnahmen, AMD-betriebene Notebooks in seinen Lagerbestand aufzunehmen, unabhängig von der Höhe der finanziellen Unterstützung, die AMD dem Unternehmen angeboten hatte.

• PC-Hersteller und technische Partnerunternehmen dazu gezwungen hat, Produkteinführungs- oder Werbeveranstaltungen von AMD zu boykottieren;

_ Der damalige CEO von Intel, Craig Barrett, drohte dem Chairman von Acer mit „ernsten Konsequenzen“, falls dieser die Einführung des AMD Athlon64 unterstützen sollte. Diese Drohung fiel zufällig mit einer nicht näher begründeten Verzögerung einer Zahlung von USD 15-20 Mio. für Marktentwicklung zusammen, die Intel dem Unternehmen Acer schuldete. Acer zog daraufhin seine Teilnahme an der Produkteinführung im September 2003 zurück.

• seine Marktmacht dadurch missbraucht hat, dass der Industrie technische Standards und Produkte aufgezwungen worden sind, deren Zweck in erster Linie darin besteht, AMD am Wettbewerb zu hindern.

_ Intel hat AMD den Zugang zu einer gleichberechtigten Mitgliedschaft im Advanced DRAM Technologie-Ausschuss verweigert, um die Mitsprache von AMD bei wichtigen Entscheidungen betreffend Industriestandards zu verhindern, die sich auf AMDs Geschäft auswirken.

_ Das Unternehmen Intel hat von ihm hergestellte Compiler, welche Softwareprogramme in Maschinensprache übersetzen, so konstruiert, dass diese die Leistungsfähigkeit der Programme herabsetzen, sofern diese auf einem Computer laufen, der mit einem AMD-Mikroprozessor betrieben wird.

Die vollständige Klageschrift kann hier eingesehen werden.

Update vom 30 Juni 2005

Nun hat AMD auch in Japan zwei Klagen gegen die dortige Intel-Niederlassung eingebracht.

AMD verlangt darin 50 Millionen US-Dollar Entschädigung für Schäden, die Intels Geschäftsgebaren in Japan verursacht haben soll, als AMD Produkte durch massive Zahlungen seitens Intel an Toshiba, NEC, Fujitsu, Sony und Hitachi bei diesen Firmen nahezu aus dem Angebot verschwunden sind.


Martin Schneider




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