Linux, MP3 und die dazugehörigen Lizenzen Veröffentlicht am: 28.02.2007 14:20:57 Schon lange schwelt ein Streit unter den Linuxentwicklern. Dieser ist nun wieder entbrannt, entfacht durch die Patentklage von Alcatel/Lucent bezüglich der Integrierung von MP3 in Windows. Viele Linux-Distributionen liefern ihre Installations-CDs ohne den „unfreien“ Codec aus. Dieser kann zwar ohne viele Kenntnisse nachinstalliert werden, ist aber immer noch eines der größten Hindernisse um Linux auch auf dem Desktop attraktiv zu machen. Hier liegt die Philosophie dahinter, nur „freie Software“, die der GPL-Lizenz entspricht, anzubieten. Auch der Deal zwischen Microsoft und Novell (Suse) hat vor kurzem zu hitzigen Diskussionen in der Community geführt. Dieser beinhaltet unter Anderem ein Arrangement bei patentrechtlichen Angelegenheiten. Die Open-Source-Legende Eric S. Raymond hat nun nach 13 Jahren am vergangenen Mittwoch dem Fedora-Projekt des US-Marktführers Red Hat Linux wutentbrannt den Rücken gekehrt, und ist zur südafrikanischen Distribution Ubuntu gewechselt. Man habe das Fedora-Projekt immer stärker auf „ideologische Reinheit“ getrimmt, anstatt die Hindernisse für den Erfolg von Linux zu bereinigen. Im Prinzip geht es darum, wie man proprietäre Multimedia-Formate wie MP3, WAV, Flash und diverse Videoformate integriert. Diese werden von allen Benutzern gebraucht, sind aber eben keine so genannte „freie Software“. Mark Shuttleworth, Gründer der südafrikanischen Firma Canonical, die Ubuntu aus Debian-Paketen zusammenstellt, ist da eher pragmatisch. Ziel von Ubuntu ist es, eine Distribution zu liefern, die nach der Installation ohne Aufwand automatisch funktioniert. Ein Entschluss des Ubuntu-Technical-Board hat aber auch festgelegt, dass im neuen Release - Ubuntu 7.04 - properitäre Treiber zwar bereit gestellt, doch nicht standardmäßig installiert werden. Es wird allerdings eine Möglichkeit integriert, die eine Installation sehr vereinfachen soll. Unsere Meinung: Hier wird klar, was vielen Umsteigern auf Linux nicht bewusst ist. Nämlich, dass die Philosophie der „freien Software“, und, wie man sieht, der Umgang mit „lizenzierter Software“ zu allerhand Überraschungen führen kann. So, wie dies im Moment mit MP3 der Fall ist. Das US-Patentsystem schlägt gerade im Software- und IT-Bereich seit Jahren Kapriolen, die immer unberechenbarer werden. Marion Schröfl |