Leica vor Produktionsverlagerung
Veröffentlicht am: 16.02.2007 10:59:06

Leica Camera könnte schon bald die Produktion von Solms nach Wetzlar rückverlagern. Mehrheitseigner Andreas Kaufmann plant in der mittelhessischen Stadt einen Industriepark mit dem Namen "Leitz-Park", an dem mehrere Töchter der Bereiche Optik, Sensorik und Mechanik angesiedelt werden sollen, berichtet die "Frankfurter Rundschau".

Der deutsche Kamerahersteller Leica Camera steht seit Februar 2006 in Besitz der österreichischen Beteiligungsgesellschaft ACM Projektentwicklung (Salzburg) von Andreas Kaufmann. Im Herbst übernahm der Österreicher zusätzlich die Anteile des französischen Luxusgüterkonzerns Hermes. ACM ist eine 100-prozentige Tochter der Wiener Socrates Privatstiftung.

Das Traditionsunternehmen aus dem hessischen Solms hatte den Trend zur Digitalfotografie verschlafen und war dadurch in Schieflage geraten. Mit neuen Digitalkameras soll jetzt die Trendwende gelingen. Ende September arbeiteten nach Angaben des Unternehmens etwa 930 Mitarbeiter für Leica.

Laut Bericht soll ein Industriepark für Unternehmen aus der Optik-Branche auf einem 110.000 m2 großen Areal der ehemaligen Spilburg-Kaserne in Wetzlar entstehen. Entwickler soll die dazu gegründete Tochter Leitz-Park GmbH werden. Der erste Bauabschnitt soll im Sommer 2008 fertig sein, dies hänge aber von den Gesprächen mit der Stadt ab, so Kaufmann. Als Kandidaten für eine Ansiedlung nennt er die beiden Wetzlarer Firmen Viaoptic und Weller Feinwerktechnik. An beiden hält Kaufmann Beteiligungen.

Ob Leica Camera nach Wetzlar ziehen werde, sei noch offen, sagte Kaufmann. Mitte März soll die Entscheidung fallen. Die Firma war 1988 von Wetzlar nach Solms gezogen.

Komplettrückzug von der Börse

Schon im Frühjahr 2006 hatte ACM-Geschäftsführer Kaufmann einen Rückzug vom Wertpapierhandel angekündigt; Leica habe seiner Meinung nach "nichts an der Börse verloren", meinte er. Nun will ACM Leica ganz übernehmen; Kaufmann bietet den Inhabern der restlichen Stückaktien 12,50 Euro je Schein.

Das angeschlagene Traditionsunternehmen hat seinen Verlust im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahrs um 700.000 Euro auf 4,5 Mio. Euro verringert; der Umsatz stieg um acht Prozent auf fast 52 Mio. Euro. Im Geschäftsjahr 2005/06 schrieb das Unternehmen einen Fehlbetrag von mehr als 9 Mio. Euro. Im kommenden Geschäftsjahr (April bis September) will der Kamera-Hersteller wieder schwarze Zahlen schreiben. Der Stellenabbau sei gestoppt, sagt Kaufmann. "Und es wird keinen weiteren Stellenabbau geben."

Leica ist der Markenname für optische Instrumente wie Kameras und Ferngläser der Wetzlarer Firma; die Abkürzung steht für Leitz(sche) Camera. Gegründet wurde das Unternehmen 1849, als in den optischen Werken in Wetzlar erstmals erfolgreich Mikroskope entwickelt wurden. In Serie ging die erste international erfolgreiche Kleinbildkamera der Welt im Jahr 1924. Oskar Barnack hatte sie für das Optik-Unternehmen Leitz entwickelt.

(apa)


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