Hoffnungsträger WiMAX droht Nischendasein
Veröffentlicht am: 12.10.2006 10:12:18

Die Funktechnik WiMAX galt lange Zeit als nächster Wachstumsmotor für Telekomkonzerne. Doch die Unternehmen setzen inzwischen auf die bewährten Technologien DSL und UMTS, um ihren Kunden die schnelle Übertragung von Daten zu ermöglichen. Experten räumen WiMAX nur noch ein "Nischendasein" ein.

Das Interesse an der in Deutschland im Dezember anstehenden Versteigerung von WiMAX-Frequenzen in Deutschland ist daher merklich abgekühlt - und schon gar nicht mit der spektakulären UMTS-Auktion aus dem Jahr 2000 vergleichbar.

Angetrieben wird die Verbreitung der neuen Funktechnik vor allem vom amerikanischen Chiphersteller Intel, der sich vom Verkauf WiMAX-fähiger Chips üppige Einnahmen verspricht. In Brasilien versorgte das Unternehmen gleich eine Großstadt auf einer Insel im Amazonas mit einem WiMAX-Netz (Worldwide Interoperability for Microwave Access).

Geringe Netz-Verfügbarkeit

Der Erfolg lässt allerdings auf sich warten. "Die Hersteller scheuen die Integration von WiMAX in Laptops, weil dadurch die Kosten in dem hart umkämpften Markt nach oben getrieben werden", sagt Philipp Geiger von dem Beratungsunternehmen Solon. Zudem gibt es kein ausgebautes WiMAX-Netzwerk, das die Kunden nutzen könnten.

In Deutschland existieren nur kleine Versuchsgebiete. Mit der Versteigerung von neuen Frequenzen soll sich das ändern. Im ursprünglichen Antragsverfahren hatten über 100 Unternehmen eine Lizenz beantragt. Doch nach Festlegung der Rahmenbedingungen springen die ersten wieder ab.

Vor einigen Wochen hatte die Bertelsmann-Tochterfirma arvato mobile angekündigt, dass sie sich nicht an einer Auktion beteiligen werde. Auch bei Kabel Deutschland sind Zweifel aufgekommen: "Wir prüfen mit großer Vorsicht, ob wir an der Versteigerung teilnehmen werden", sagt ein KDG-Sprecher. Die Deutsche Telekom hat ebenfalls noch nicht entschieden. "Wir prüfen die Ausschreibungskonditionen hinsichtlich der Auswirkungen auf unsere Geschäftsmodelle", sagt ein Sprecher.

Kritik an Vergaberichtlinien

Enttäuscht über die Vergaberichtlinien zeigt sich der Bundesverband der Breitbandkommunikation (BREKO): Die Vorgaben verhinderten geradezu, dass Kunden in ländlichen Regionen jetzt mit Breitbandanwendungen versorgt werden könnten, weil sie nicht einfach an ein DSL-Netz anzuschließen sind. Der Gebietszuschnitt sei überdimensioniert, kleine Anbieter seien jetzt ausgeschlossen, kritisiert BREKO-Chef Rainer Lüddemann.

Die deutsche Bundesnetzagentur spricht hingegen weiter von einem großen Interesse. Durch die neue Technik könne die Breitbandpenetration in Deutschland maßgeblich verbessert werden, sagt Behördenchef Matthias Kurth. Für die 28 zur Versteigerung anstehenden Regionen fallen Mindestgebote von bis zu 1,8 Mio. Euro an. Dies dürfte die Bieter abschrecken, denn Experten bescheinigen WiMAX nur geringere Wirtschaftlichkeit.

Die existierenden Technologien UMTS und DSL seien deutlich günstiger als WiMAX-Lösungen, sagt Roman Friedrich von der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton. WiMAX sei daher nur ein "Nischenmarkt". Der Aufbau einer Infrastruktur lohne sich nur in ländlichen Regionen, in denen eine Abdeckung mit DSL wirtschaftlich unrentabel sei.

Von Martin Murphy und Peter Lessmann, dpa

(apa)


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