Festnetzanbieter müssen Sparschraube anziehen
Veröffentlicht am: 26.01.2006 10:15:05

Die etablierten westeuropäischen Festnetzbetreiber haben in der Vergangenheit zwar ihre Kosten gesenkt und die Effizienz ihrer Organisationen verbessert, deren Geschäftsprozesse sind aber gemessen an anderen Dienstleistungsbranchen noch immer zu ineffizient und kostenintensiv. Daher müssten die Kosten weiter gesenkt und die Produktportfolios gestrafft werden. Das geht aus einer Studie des Unternehmensberaters Mercer Management Consulting hervor.

Die etablierten westeuropäischen Festnetzbetreiber haben in der Vergangenheit zwar ihre Kosten gesenkt und die Effizienz ihrer Organisationen verbessert, deren Geschäftsprozesse sind aber gemessen an anderen Dienstleistungsbranchen noch immer zu ineffizient und kostenintensiv. Daher müssten die Kosten weiter gesenkt und die Produktportfolios gestrafft werden. Das geht aus einer Studie des Unternehmensberaters Mercer Management Consulting hervor.

Die Kostenschere werde sich auf Grund anhaltender Umsatzverluste in der Sprachtelefonie und Datenübertragung weiter öffnen, mit Personalabbau allein sei dem Kostendruck aber nicht beizukommen, meint der Berater. Die Kostenbasis der westeuropäischen Festnetz-Marktführer enthalte etwa 30 Prozent an überflüssigen Kosten, in Nordamerika seien dies vergleichsweise nur 17 Prozent. Die westeuropäischen Festnetzbetreiber seien gefordert, die Komplexität ihrer Produkte und Arbeitsabläufe zu reduzieren und alle Geschäftsprozesse zu automatisieren, rät Mercer.

Die früheren staatseigenen Telekommunikationsgesellschaften wie British Telecom (BT), France Telecom, Telecom Italia oder Deutsche Telekom zählen nach wie vor zu den größten Arbeitgebern in Westeuropa, sie beschäftigen in der Festnetzsparte 440.000 Mitarbeiter und erwirtschafteten 2005 einen Umsatz von 114 Mrd. Euro und einen Ertrag von 46 Mrd. Euro. Seit 2002 wurden die Kosten um vier Mrd. Euro gesenkt und mehr als 70.000 Mitarbeiter abgebaut. Bis 2010 werde sich die Zahl der Beschäftigten in dieser Branche zur Effizienzsteigerung um weitere 33 Prozent reduzieren, meint Mercer. Bis zum Jahr 2008 planen die etablierten Anbieter weitere Einsparungen von acht Mrd. Euro.

Kerngeschäft weiter rückläufig

Die westeuropäischen Festnetzanbieter verlieren laut Mercer in ihrem Kerngeschäft Sprachtelefonie derzeit jährlich rund vier Mrd. Euro Gesprächsumsatz mit Endkunden - auf Grund des steigenden Wettbewerbs durch alternative Festnetz- und Mobilfunkanbieter. Kamen im Jahr 2001 in Westeuropa auf eine Festnetzminute 0,21 Mobilfunkminuten, so werden dies im Jahr 2007 bereits 0,45 Minuten sein. Das Marktvolumen für Festnetztelefonie werde in Westeuropa bis 2010 um zwölf Prozent sinken und die Marktanteile der etablierten Anbieter bis 2008 auf weniger als 44 Prozent schrumpfen. Die Kosten des Festnetzgeschäfts müssten daher um nahezu 20 Prozent reduziert werden, rechnet Mercer vor.

France Telecom hat in der Festnetzsparte von 2001 bis 2005 rund 22.000 Mitarbeiter bzw. 19 Prozent der Belegschaft freigesetzt, British Telecom rund 17.000 Mitarbeiter bzw. 17 Prozent der Belegschaft. Die Deutsche Telekom hat seit 2001 mehr als 20.000 Mitarbeiter abgebaut.

Mercer führt seit 1999 das "International Telecommunications Benchmarking Forum" durch, an dem 40 weltweit führende Unternehmen teilnehmen, um ihre Leistung mit jener der Wettbewerber zu vergleichen.




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