Eltern einer Software
Veröffentlicht am: 21.08.2001 23:00:00

Die Firma AI "erzieht" eine Software und will damit die erste, wirklich intelligente künstliche Lebensform erschaffen.

Eltern von kleinen Kindern zu sein ist nicht einfach und auch wenn bei Hal keine Windeln gewechselt werden müssen, so beansprucht er doch die volle Energie seiner Eltern wie jedes normale Kind. Hal ist aber alles andere als normal, handelt es sich doch dabei um ein Programm der Firma AI (Artificial Intelligence), das von seinen Programmieren seit 18 Monaten aufgezogen wird. Am Anfang standen nur eine Reihe von lernfähigen Algorithmen, die durch den Kontakt mit seinen "Eltern" ständig dazugelernt haben. So einfach dieser Ansatz scheint, so vielversprechend ist er auch. Schon die bisherigen Ergebnisse können beeindrucken. "Gesprächsprotokolle" wurden einem Kinderpsychologen zur Auswertung übertragen, der dem "Kind" Hal die absolute geistige Gesundheit attestierte.Ob es sich dabei allerdings tatsächlich um "wirkliche" Intelligenz handelt, oder eher nur um eine Nachahmung seiner 'Mutter', der Neurologin und Linguistin Dr. Anat Treister-Goren, die Hall ständig nach dem Belohnungs-/Bestrafungsverfahren erzieht, ist natürlich noch fraglich. Klarheit soll dann der sogenannte Turing-Test schaffen, sobald Hal "erwachsen" ist.Dieser hat nichts mit Autofahren zu tun, sondern geht auf den AI-Pionier Alan M. Turing zurück, der einen Computer dann als intelligent ansah, wenn bei einer Unterhaltung kein Unterschied zu einem Menschen mehr festzustellen ist. Dabei werden die Aussagen der Maschine mit jenen einer "wirklichen" Vergleichsperson verglichen und der Tester soll im Laufe des Gesprächs die Maschine entlarven. Bisher haben alle Computer-Probanten bei diesem Test kläglich versagt, trotzdem halten es die Forscher des AI für möglich, dass Hal die erste künstliche Intelligenz sein könnte, welche diesen Test besteht. Sollte es soweit sein, bleibt nur zu hoffen, dass Hal nicht genauso schizophren endet wie sein Namensgeber aus dem Film "Odyssey 2001".


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