DT wird umgebaut - Ergebnisse rückläufig
Veröffentlicht am: 01.03.2007 11:19:56

Der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom hat gegen den Willen der Arbeitnehmerseite am Mittwoch (28. Februar) grünes Licht für die geplante Ausgliederung von Zehntausenden Service-Mitarbeitern in Konzern-eigene Gesellschaften gegeben. Ein Telekom-Sprecher sagte nach der Sitzung, nun sollten schnellstmöglich Gespräche mit den Gewerkschaften aufgenommen werden.

Die Deutsche Telekom hat einen Tag später ihre Bilanz für das Geschäftsjahr 2006 vorgelegt. Der scharfe Wettbewerb am Heimatmarkt hat dem Telekomkonzern im abgelaufenen Jahr deutlich zugesetzt. Alle drei Sparten büßten sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis im inländischen Geschäft ein.

Dividende bleibt bei 0,72 Euro

Der Anteil des Auslandsumsatzes von Europas größtem Telekommunikationskonzern stieg hingegen auf 47,1 von 42,7 Prozent, wie der Konzern in Bonn mitteilte. Unter dem Strich sank der Konzerngewinn auf 3,2 von 5,6 Mrd. Euro, was ein Telekom-Sprecher mit Aufwendungen für den laufenden Personalabbau begründete. Die Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende von 0,72 Euro erhalten.

Nur dank des US-Geschäfts und des Erlösbeitrags der erstmals konsolidierten Töchter tele.ring, Gedas und PTC stieg der Konzernumsatz 2006 um 2,9 Prozent auf 61,3 Mrd. Euro und lag damit leicht unter der Prognose des Unternehmens. Kundenverluste und der Preisverfall im deutschen Markt drückten die Erlöse im Inland um fünf Prozent. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Konzern ging um 6,2 Prozent auf 19,4 Mrd. Euro zurück und lag damit innerhalb der prognostizierten Spanne von 19,2 bis 19,7 Mrd. Euro. Die frei verfügbaren Mittel (Free Cash-Flow) sanken um 58,3 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro, belastet von den Kosten für den Erwerb von zusätzlichen Mobilfunkfrequenzen in den USA für 3,3 Mrd. Euro.

Die Telekom hatte erst im Jänner wegen der Probleme im Inland zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres ihre Prognose für das laufende Jahr gesenkt. Der Konzern rechnet nun noch mit einem bereinigten Ebitda von rund 19 Mrd. Euro nach bisher bis zu 20,2 Mrd. Euro.

Im herkömmlichen Festnetzgeschäft verlor die Telekom gut zwei Millionen Kunden an Wettbewerber, was neben dem Preisverfall den Außenumsatz der gesamten Sparte 2006 um fünf Prozent drückte. Das operative Ergebnis sank sogar um 11,2 Prozent, wozu auch Kosten für die Kundenakquise beitrugen. Wegen Preisrückgängen büßte die Mobilfunktochter am Heimatmarkt ein. Das Auslandsgeschäft konnte die Entwicklung jedoch kompensieren, wodurch die Sparte insgesamt ein Plus beim bereinigten Ebitda von 1,3 Prozent verzeichnete. Der Wettbewerbsdruck belastete auch die Geschäftskundensparte, deren operativer Gewinn um 22,4 Prozent einbrach.

Ausgliederung von 45.000 Service-Mitarbeitern

Es bleibe bei dem Ziel von Obermann, mindestens 45.000 Service-Mitarbeiter aus der Festnetzsparte T-Com auszugliedern, um Personalkosten zu senken. Wie viele Beschäftigte genau in die neue Einheit T-Service mit anderen Tarifbedingungen transferiert werden sollen, sagte der Sprecher nicht.

Die Festnetzsparte T-Com ist unter dem Druck des Wettbewerbs. Im vergangenen Jahr hatte sie mehr als zwei Millionen Telefonanschluss-Kunden verloren. Die Beschäftigten sollen nach den Vorstellungen der Telekom weniger verdienen. Die Arbeitszeit soll auf mindestens 38 Stunden von derzeit 34 Stunden verlängert werden. Damit will der Konzern konkurrenzfähiger werden und langfristig Beschäftigung sichern. Zugleich soll der Kundenservice deutlich verbessert werden. "Dabei wird es für keinen Mitarbeiter zu drastischen Einschnitten kommen", sagte der Vorstandsbeauftragte für Personal, Dietmar Welslau.

Die Personalpläne sind Teil einer umfassenden Strategie von Obermann, mit der die Deutsche Telekom bis 2010 bis zu fünf Milliarden Euro sparen will.

Arbeitsniederlegungen drohen

Gegen die Pläne hatten 13.000 Telekom-Beschäftigte im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung vor der Bonner Konzernzentrale protestiert. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di drohte erneut mit möglichen Arbeitsniederlegungen. Telekom-Aufsichtsratsvize Lothar Schröder, der für die Gewerkschaft in dem Kontrollgremium sitzt, kritisierte am Mittwochabend die Entscheidung "gegen den Willen der Arbeitnehmer". Der Aufsichtsrat habe sich von Sachargumenten nicht überzeugen lassen.

Analysten erwarten auch, dass sich die Telekom von kleineren Beteiligungen in Spanien und Frankreich trennen wird. Der Konzern selbst hatte angekündigt, Randbereiche auf den Prüfstand zu stellen. Erst im Jänner hatte die Telekom ihre zweite Gewinnwarnung innerhalb eines halben Jahres ausgegeben und dies unter anderem mit dem scharfen Wettbewerb sowohl im Breitband- als auch im Mobilfunkmarkt in Deutschland begründet.

Ver.di hatte selbst auf Servicemängel bei dem Ex-Monopolisten hingewiesen. Eine Verbesserung sei aber nur mit motivierten Mitarbeitern zu schaffen. Trotz des Kostendrucks habe die Telekom Alternativen zur Kostensenkung und müsse deshalb nicht zwangsläufig beim Personal sparen. Schröder sagte, ver.di habe der Telekom Gespräche über Service-Verbesserungen angeboten. Er äußerte erneut die Einschätzung, dass sogar 60.000 Mitarbeiter von der Ausgliederung betroffen seien. Der Gewerkschafter forderte von der Konzernführung eine Standortsicherung, einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen für die T-Com über 2008 hinaus und einen Schutz vor einem Verkauf der neuen Service-Einheit.

Die Deutsche Telekom erwartet ihren gesenkten Prognosen zufolge 2007 ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von rund 19 Milliarden Euro statt zuvor 19,7 bis 20,2 Milliarden Euro. Nach vorläufigen Zahlen hat der Konzern das Umsatzziel für 2006 mit 61,3 Milliarden Euro knapp verfehlt, was Obermann mit dem Verlust der herkömmlichen Kundenanschlüsse in der Bundesrepublik begründet hat. Das bereinigte Ebitda soll 2006 zwischen 19,2 und 19,7 Milliarden Euro gelegen haben.




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