Der Pinguin rettet die Festplatte
Veröffentlicht am: 12.02.2005 08:17:59

Der Albtraum eines jeden Nutzers ist ein Festplattencrash. Aber Gott sei’s gedankt – es gibt ein Image der Festplatte. Wer dann gleich eine größere Festplatte anschafft und das Image der alten auf diese aufspielt, steht vor dem Problem, den Rest der Platte für das Betriebssystem verfügbar zu machen. Hier ist parted mit seinen vielen Funktionen ein nützliches Werkzeug.

Wenn man nun schon eine neue Festplatte kaufen muß, liegt der Gedanke nahe, gleich zu einem Produkt mit mehr Speicherplatz zu greifen. Also nix wie rein in den Shop und eine 120 Gig Harddisk kaufen. Zu Hause wird die Platte flux eingebaut und das Image der alten 40er Platte raufgespielt. Die Freude ist groß – alles läuft wie am Schnürchen. Doch was ist das? Die neue 120 Gig Platte wird nur als 40er erkannt!

Das Windows-eigene Partitionstool, gibt Aufschluss darüber, dass die Platte zwar 120 Gigabyte aufweist, aber nur eine 40 Gigabyte Partition eingerichtet wurde. Die restlichen 80 Gigabyte sind unzugewiesener, scheinbar verlorener Platz. Diesen Platz in eine eigenständige Partition umzuwandeln schafft das Windows Partitionierungstool jedoch nicht, da die Platte, auf dem das Betriebssystem liegt, nicht bearbeitet werden kann.
Hier springt der Pinguin rettend hinter seinem Eisblock hervor! Mit Hilfe der freien Linux Distribution Knoppix, die in verschiedenen Varianten kostenlos vom Internet herunter geladen werden kann, startet nicht nur ein eigenes Linux Betriebssystem von CD, sondern wird parted auch gleich mitgeliefert – ein kommandozeilengesteuertes Partitionierungstool.

Für den Windows User ist diese Form der Nutzung vermutlich sehr ungewohnt, aber hier können Sie lernen, auch damit fertig zu werden.
Wird bei eingelegter Knoppix-CD vom CD-Laufwerk gebootete, startet Knoppix mit einem Willkommensbildschirm. Am unteren Bildschirmrand erscheint unter anderem die Meldung „boot:“ Will man keine besonderen Parameter für den Bootvorgang definieren, kann man hier mit Enter weitergehen. Ist das System hochgefahren, muss ein Terminalfenster geöffnet werden. Die Menüleiste der Linux Distribution ist bereits sehr an den Windows Style angepasst und so finden sich links ebenso Schnellstart-Icons, wie wir es von Windows gewohnt sind. Eines davon startet das Terminalfenster. Nun ist man jedoch als normaler User eingeloggt.
Systemmodifikationen lässt Linux jedoch nur den Administrator durchführen. Dieser nennt sich „root“. Mit Eingabe des Befehls „su root“ (oder auch nur „su“) wechselt man auf die Administrator-Ebene (gekennzeichnet durch Hash (#)) und kann nun durch Eingabe von „parted“ das Partitionierungstool aufrufen.
Gleich zwei Dinge vorweg: Ist eine zu bearbeitende Festplatte im Betrieb, also „gemountet“ kann auf dieser Harddisk keine Operation vorgenommen werden. Es muß zuvor ein unmount durchgeführt werden. Dies erfolgt durch den Befehl „umount /dev/hda“ im Terminalfenster.
Womit wir bei Punkt 2 wären: Was bedeutet „hda“? Dies ist die Abkürzung für die Festplatte. Die Bezeichnung am Desktop lautet beispielsweise „hda1“: In seine Einzelteile zerlegt bedeutet dies:„hd“ steht für „Hard Dsik“. „a“ für die erste Platte im System. „1“ für die erste Partition dieser Festplatte. hda ist also die gesamte Platte, hda1 die erste Partition.

Nun aber zu parted: Ist die Anwendung gestartet, können mit der Eingabe von „help“ alle verfügbaren Befehle angezeigt werden. Einer der möglichen Befehle in Parted ist „print“. Damit werden alle vorhandenen Partitionen auf dem aktuellen Laufwerk gelistet: In Linux ist Partition 1 im Normalfall die Reiser Partition, von welcher das System gebootet wird. Partition 2 ist die „normale“ Partition, die sämtliche Daten enthält und Partition 3, die Partition für SWAP. Lässt man parted, wie in unserem Ausgangsfall, auf einem Windows Rechner laufen wird sich hier die erste Partition als Datenpartition herausstellen und keine weitere Partition vorhanden sein. Mit „print“ und der Partitionsnummer werden nähere Daten zur Partition gelistet. Ist man auf der falschen Festplatte, wechselt man die Festplatte mit dem Befehl „select“. Um auf unsere erste Harddisk zu gelangen wählt man also den Befehl „select /dev/hda“. Zum Anlegen einer neuen Partition verwendet man nun den Befehl „mkpart“.

Hier ist noch anzugeben, um welchen Partitionstyp es sich handeln soll: Im Normalfall wird es ein primäre Partition sein. Schlussendlich muss noch die Partitionsgröße angegeben werden. Am besten ruft man mit „print“ die aktuellen Partitionen auf und kann somit auf dem nicht zugewiesenen Platz die neue Partition anlegen. Zb. so: „mkpart primary a b“, wobei a der Start- und b der Endpunkt der neuen Partition sind, angegeben in Megabyte. Die neue Partition ist somit angelegt. Mit „mkfs“ kann nun ein Filesystem wie FAT32, NTFS oder Reiser zugewiesen werden. Der Befehl, um auf der 3. Partition das Fat System zu installieren lautet also „mkfs 3 fat32“.
Das geht auch in einem: „mkpartfs primary fat32 a b“ Zum Ändern von Partitionsgrößen ist der Befehl „resize“ ebenso anzuwenden wie wir es von mkpart kennen: „resize 2 a b“. Um vorhandene Partitionen zu löschen wird der Befehl „rm“ mit der jeweiligen Partitionsnummer verwendet. Aber Vorsicht: Kaum ist Enter gedrückt ist die Partion auch schon gelöscht. Aber es gibt noch einen kleinen Notfallschirm: mit „rescue“ zieht man an der Reißleine: Man muss dem System lediglich mitteilen, in welchem Segment der Festplatte nach gelöschten Partitionen gesucht werden soll. Am einfachsten ist es, wenn man mit „print“ alle Partitionen der Harddisk anzeigen lässt. Hier sieht man, wo die einzelnen Partitionen beginnen und enden. Liegt die gelöschte Partition beispielsweise genau zwischen 2 bestehenden, nimmt man die ungefähren Endwerte der davor liegenden (a) und ungefähren Anfangswerte der nachfolgenden (b) Partition und schreibt: „rescue a b“. Auf die Frage, ob sie zur Partitionstabelle hinzugefügt werden soll, antwortet man mit y – und schon ist alles wieder wie es war!

Mit „quit“ wird nach getaner Tat parted beendet und man kann sich genüsslich zurücklehnen und das System neu booten.

Christoph Puhl


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