Creatures im Kampfjet
Veröffentlicht am: 29.07.2002 11:03:39

Kennen Sie noch die kleinen Norns? Diese possierlichen Tierchen bevölkern seit ihrer Entwicklung im Jahre 1996 die Rechner und „lernen“. Nun fliegen sie sogar Kampfjets.

Begonnen hat alles mit einem kleinen aber ehrgeizigen Projekt. Stephen Grand setzte sich 1992 das Ziel, Software Agenten (kleine Autonome Programme) zu entwickeln die man als Haustiere halten kann. Damit dies etwas spannender ist als zu festgelegten Zeiten einen Knopf zu drücken um den Tierchen etwas zu fressen zu geben, musste er quasi „Leben“ erschaffen.
Künstliche Intelligenz also. Der beste Weg um etwas „lebendiges“ zu erschaffen ist wohl alles seinen natürlichen Lauf zu lassen – Evolution.

Zu Beginn hat er die Norns, wie er die Agenten nannte, mit über 300 Genen ausgestattet und eine Grundstruktur des Gehirns und der Biochemie festgelegt. Alles weitere sollte sich durch Interaktion in der ebenfalls für die Norns generierten Welt entwickeln.
Einfache Instinkte wie Essen, sich vermehren und Gefahren ausweichen waren und sind der Motor.

Welchen Stellenwert und Potential diese nun schon erreicht hat, kann man an den diversen Projekten sehen. DERA (Defence Evaluation and Research Agency) flight management and control research department in Bedford, Hancock hat sich ebenfalls der Norns angenommen. Man hat ihnen das Fliegen beigebracht und nach rund 400 Generationen kleine Piloten erzeugt die Kampjets fliegen können. Dabei haben sie ein paar eindrucksvolle Flugmanöver entwickelt. Da sie auf keinen Körper Acht geben müssen und auch keinen Black-Out erleiden, können sie deutlich stärker an die Grenzen des Fluggeräts gehen. Trotzdem haben sie ein paar sehr menschliche Taktiken und Verhalten entwickelt. Angriff und Verteidigung der kleinen Top-Guns sind ein Fest für jeden Piloten. In echte Flugzeuge lässt man sie trotzdem noch nicht, da das Risiko einfach zu groß ist. Kampfjets sind nicht billig und ein Absturz in einer bewohnten Gegend wäre verheerend.

Die Zukunft und da sind sich Militärs einig liegt in der Kombination. Aufklärer oder intelligente Raketen können so sicher vom Boden aus befehligt werden, wobei die KI bei einem Angriff selbstständig reagieren kann. Natürlich können die virtuellen Haustieren auch friedlicher eingesetzt werden, doch wie so oft, sind Technologien in unserem Alltag „Abfälle“ des Militärs. In diesem Fall war es wenigstens einmal umgekehrt.

Wie Norns leben und was sie genau zum Ticken bringt können Sie in der kommenden WCM-Ausgabe 175 lesen.

DERA
Creature Labs
wan


Gedruckt von WCM (http://www.wcm.at/contentteller.php/news_story/creatures_im_kampfjet.html)