CeBIT: Zwischen "Spielhölle" und "Business-Treff"
Veröffentlicht am: 19.03.2007 14:24:36

In CeBIT-Halle 22 ist die Hölle los. Teenager mit Rucksäcken und großen Tragetaschen drängen sich durchs Gebäude, aus Lautsprechern dröhnt laute Musik. Auf einer riesigen Leinwand werden die Spiele der "World Cyber Games" übertragen, die Spielekonsolen nebenan sind dicht belagert - für die "Computerkids" schlägt hier das Herz der CeBIT.

Nicht weit entfernt davon, in Halle 17, ein ganz anderes Bild: Musik gibt es nicht, seriöse Anzug- und Krawattenträger beherrschen die Szenerie - es geht schließlich um IT-Systeme für die Finanzwelt und damit ums "Business".

Die weltgrößte Computermesse in Hannover ist auch in diesem Jahr eine Messe der Gegensätze. Allerdings ist der "Eventcharakter" bereits deutlich weniger ausgeprägt als in früheren Zeiten - als es noch kostspielige Glamour-Auftritte internationaler Stars aus Show und Sport gab und sich Zeitungen die Frage stellten, ob der "King of Pop" Michael Jackson auf die CeBIT kommt oder nicht. Doch mittlerweile ist in den meisten Unternehmen eine strikte Kostendisziplin eingekehrt.

Aber wohin geht die Reise der CeBIT? Von 2008 an soll ihr Profil als "Profimesse" wieder gestärkt werden, nach dem Motto: Mehr Fachbesucher, weniger "Plastiktütenträger". So hat es jedenfalls Ernst Raue formuliert, Vorstandsmitglied der CeBIT-Veranstalterin Deutschen Messe AG. "Die CeBIT der Zukunft wird eine ganz andere Veranstaltung sein."

Das Konzept der neuen CeBIT soll den "Profimesse"-Charakter unterstreichen. Im Vordergrund sollen stärker als bisher Unternehmenssoftware und IT-Lösungen stehen, die Struktur soll übersichtlicher werden. Drei Säulen hat die neue CeBIT: Zum einen ist dies der Bereich "Business" - Dienstleistungen und Geschäftsmodelle, die sich vornehmlich an Fachbesucher wenden. Die zweite Säule ist der stark wachsende "Public Sector"-Bereich für Fachbesucher aus den öffentlichen Verwaltungen. Dritte Säule der neuen CeBIT ist der Bereich "Residential", das bedeutet Handel und Handwerk.

Der Branchenverband war in der Vergangenheit nicht müde geworden zu betonen: Die CeBIT sei keine Spiele- und Unterhaltungsmesse - sondern eine "Businessmesse" mit geschäftlichem Charakter.

Zur CeBIT-Halbzeit am Sonntag (18. März) unterstrich Raue, natürlich sei der Messe jeder Verbraucher herzlich willkommen. Aber: "Es geht uns nicht darum, aus 400 Kilometern Umkreis möglichst viele Endverbraucher auf die Messe zu holen, um ihnen neue Flachbildschirme zu zeigen." Dies könnten andere Messen machen, die CeBIT sei vor allem eine "Business- Plattform" - ein Seitenhieb auf den Konkurrenten Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin.

Auf der CeBIT soll es aber auch künftig Verbrauchelektronik zu sehen geben - und damit auch "Gaming", also Spiele, wenn auch in einem "kontrollierten Maß", sagt Sven Prüser, CeBIT-Bereichsleiter bei der Messe. Denn "Gaming", also Spiele, sei einer der Technologietreiber. Und: Die international noch unbedeutende deutsche Computerspiele-Industrie sei derzeit im Aufwind und schaffe Jobs.

Großer Besucherandrang

Auf der CeBIT zeichnet sich in diesem Jahr bisher ein größerer Besucherandrang ab als 2006. Zur Halbzeit hätten sich mehr als 200.000 Interessierte über die Entwicklungen in der Informations- und Telekommunikationsbranche informiert, teilten die Veranstalter mit. Das seien zehn Prozent mehr als zur Halbzeit im Vorjahr.

"Der Start der diesjährigen CeBIT hat unsere Erwartungen übertroffen", sagte Messe-Chef Ernst Raue und zeigte sich zuversichtlich für den restlichen Verlauf der Messe. Vor Beginn der CeBIT hatten die Veranstalter mit insgesamt 430.000 Besuchern gerechnet, etwa so viele wie im Vorjahr. Die CeBIT läuft noch bis Mittwoch (21. März).

In den ersten Tagen wurden nach Angaben der Veranstalter Bestellungen im Volumen von rund fünf Milliarden Euro getätigt. "Die Aussteller spüren die gute Konjunkturlage auf der Messe", sagte Bitkom-Vizepräsident Heinz-Paul Bonn. "Die Investitionsbereitschaft der gewerblichen Kunden ist sehr hoch."

Die CeBIT fällt in diesem Jahr erneut etwas kleiner aus. Nach den jüngsten Angaben der Veranstalter kamen rund 6.100 Aussteller aus 77 Ländern nach Hannover. Im vergangenen Jahr waren es rund 6.200 Aussteller. Die Veranstalter haben auf den seit Jahren rückläufigen Trend reagiert: Im kommenden Jahr wird die CeBIT um einen Tag auf sechs Tage verkürzt. So sollen die Kosten für die Aussteller verringert werden.

(apa)


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