CeBIT 2003: Intel präsentiert Centrino Veröffentlicht am: 12.03.2003 14:28:28 Natürlich unwired! So Mike Splinter, Executive Vice President und Director of Sales and Marketing während Intels Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen mobilen Plattform Centrino auf der CeBIT in Hannover. Intel sieht die Centrino Mobiltechnologie als die neue Generation von Notebooks, die längere Batterielaufzeiten und hohe Performance bieten. Durch die neue Plattform sollen zudem neue Formfaktoren ermöglicht werden. Notebooks sollen zukünftig dadurch leichter und kompakter sein als bisher. Ein wesentlicher Bestandteil der Centrino Mobiltechnologie ist die integrierte Wireless-LAN Funktionalität. Mike Splinter dazu ironisch:“We’re moving mobile computing to the couch.“ Die bis vor kurzem in Intels israelischer Fab entwickelte Centrino Mobiltechnologie wurde von Grund auf für den mobilen Einsatz konzipiert und besteht aus drei Komponenten. Das Herz ist der neue Mobilprozessor mit der Bezeichnung Pentium M, einem neuen Chipset sowie einer drahtlosen Netzwerktechnologie nach dem IEEE 802.11b WiFi-Standard. Alle drei Komponenten sind hochintegriert und auf geringe Stromaufnahme optimiert, um längere Akkulaufzeiten sowie flachere und leichtere Notebooks zu ermöglichen. Als Beispiel für die Optimierung der gesamten Plattform zeigte Mike Splinter die Heatpipe eines Pentium 4M-Systems und dazu als Vergleich jene eines Centrino-Systems, die nur noch etwa die halbe Größe und Gewicht aufweist. Intel legt großen Wert darauf, dass es sich bei Centrino eben nicht nur um einen neuen Prozessor handelt, sondern eine komplette Plattform bestehend aus optimal aufeinander abgestimmten Komponenten. Man verfolge einen holistischen Ansatz, so Mike Splinter, um die Performance aktueller Pentium 4M-Systeme bei einem geringeren Stromverbrauch zu ermöglichen. Aus diesem Grund darf ein Notebook nur dann das imageträchtige Centrino-Logo tragen, wenn der Hersteller alle drei Komponenten – Prozessor, Chipset und Netzwerklösung – von Intel nutzt. Verzichtet man auch nur auf die Netzwerklösung von Intel, so darf man sein Produkt nur noch Pentium M-Notebook nennen. Sicher nicht verkaufsfördernd, bedenkt man, dass die Einführung der Centrino-Plattform mit der teuersten Werbekampagne Intels begleitet wird. Doch nun zu den einzelnen Komponenten. Der neue Intel Pentium M Prozessor wird in 0,13µm gefertigt. Im Laufe des Jahres wird man aber bereits auf 90nm Fertigung umstellen. Der entsprechende Prozessor steht schon unter der Bezeichnung Dothan in Intels Roadmap. Der aktuelle Pentium M-Prozessor, bisher unter dem Codenamen Banias bekannt, weist 77 Millionen Transistoren auf. Den größten Teil des 100mm² großen Dies nimmt der L2-Cache ein, der eine Kapazität von 1MByte aufweist. Der Pentium M wird mit Taktfrequenzen von 1,3 bis 1,6GHz sowie in einer Low Voltage Version mit 1,1GHz und Ultra Low Voltage Version mit 900MHz erhältlich sein. Er verfügt über die dritte Generation von Intels Enhanced Speedstep Technologie. Dadurch läuft er nur jeweils so schnell, wie es die benutzten Applikationen verlangen. Dabei wird die Taktfrequenz nun in Stufen von 200MHz erhöht oder gesenkt wobei die minimale Taktfrequenz 600MHz beträgt. Gibt es weniger zu tun, sorgt ein aggressives Clock-Gating dafür, dass jeweils nur die Bereiche der CPU und des on Die Caches aktiv sind, die wirklich benötigt werden. Alle anderen Bereiche schalten in den Sleep-Mode, wobei das Ein- und Ausschalten der einzelnen Blöcke innerhalb eines Taktes erfolgt. Viel Potential bei der Optimierung auf geringe Leistungsaufnahme sowie Erhöhung der Performance lag bei der Sprungvorhersage. Durch die neue Advanced Branch Prediction soll der Pentium M aus den abgearbeiteten Operationen viel genauer die folgenden Programmausführungen ermitteln können und dadurch eine – so Intel – fünf Prozent höhere Performance bei gleichzeitig zwei Prozent weniger Stromverbrauch aufweisen. Eine weitere Maßnahme ist die Zusammenfassung von Befehlen durch die sogenannte MicroOps Fusion. Dabei werden die Instruktionen des Programmablaufs analysiert und wenn möglich zu einem Befehl zusammengefasst und verarbeitet. Erst danach erfolgt wiederum die Auftrennung in die einzelnen MicroOps zur weiteren parallelen Verarbeitung. Ein dedizierter Ablaufmanager sorgt zudem für eine weitere Verringerung der MicroOps und somit für mehr Performance bei gleichzeitig geringerer Leistungsaufnahme. Für Centrino wird Intel zwei Chipsets passend zum neuen Pentium M anbieten. Während der Intel i855PM ohne Grafik auskommen muss, bietet der Intel i855GM eine integrierte Grafiklösung. Beide Chipsets unterstützen über zwei Kanäle bis zu 2GByte DDR-SDRAM Speicher, wobei sowohl DDR200 als auch DDR266 zum Einsatz kommen können. Der Front Side Bus werkt mit einer Taktfrequenz von 400MHz. Während der i855GM über Intels Extreme Graphics 2 verfügt, steuert der i855PM externe Grafiklösungen über AGPx4 an. Der ICH4-M sorgt bei beiden Chipsets für Ultra ATA100, USB 2.0, Audio, 10/100 Ethernet und Modem. Die Wireless-LAN Funktionalität wird über eine Mini-PCI-Card realisiert, die bislang unter dem Codenamen Calexico gehandelt wurde und WiFi nach IEEE 802.11b unterstützt. Im Laufe des Jahres will man die Datenrate von den derzeit 11MBit durch den Wechsel zu IEEE 802.11a auf 54MBit erhöhen. Ebenfalls integriert ist Bluetooth, wobei Intel bei der Konzeption der Centrino-Plattform großen Wert darauf legte, dass WLAN und Bluetooth gleichzeitig ohne Leistungseinbrüche bei einem der beiden Funkübertragungen funktionieren. Sehr interessant: Durch Intels PROSet-LAN Software ist der Unterbrechungsfreie Übergang zwischen LAN und WLAN, also zwischen dem Online-Zugang über Kabel bzw. Wireless möglich. Ein Download mit WLAN gestartet wird somit nicht unterbrochen, wenn man ein Ethernet-Kabel einsteckt. Ganz im Gegenteil. Man profitiert sofort von der dann höheren Bandbreite, und das, ohne weiteres zutun seitens des Anwenders. Natürlich unterstützt Intels Wireless LAN-Lösung Sicherheitsfunktionen für 802.11x wie WEP und VPN. Bereits zum Launch-Datum, dem 12.März standen nahezu alle führenden Notebook-Hersteller mit entsprechenden Notebooks in den Startlöchern. Eigentlich gibt es keinen, der nicht zumindest ein Centrino-Notebook auf der CeBIT vorstellte. Mit Centrino dürfte Intel wieder neuen Schwung in den ohnedies florierenden Notebook-Markt bringen. Wenngleich man auch ein kleines Image-Problem hat. Denn war es bis vor kurzem vor allem Intel, die mit immer mehr Gigahertz protzten und AMD auf Grund deren „eigenwilligen“ CPU-Bezeichnungen „tadelten“, steht man nun vor genau demselben Problem. Wie erklärt man dem Anwender, dass Gigahertz eben nicht alles sind? Das ein Centrino-System mit „nur“ 1,6GHz schneller werkt und dabei deutlich weniger Strom verbraucht, als ein Pentium 4M mit 2,4GHz, wie Tests – wenn auch von Intel selbst – mit BAPCO Mobile Mark 2002 belegen. Nicht umsonst also steht uns die teuerste Intel Marketingkampagne bevor. Michael Holzinger |