Android-App ermöglicht Gratis-Öffi-Nutzung Veröffentlicht am: 24.09.2012 20:07:03 Amsterdam - Forscher haben kürzlich auf der EUSecWest-Sicherheitskonferenz in Amsterdam eine Android-App präsentiert, mit der manche mit NFC-Chips ausgerüstete Fahrscheine in öffentlichen Verkehrsnetzen manipuliert werden können. Die App ermöglicht es, die Hightech-Fahrscheine nach Verwendung wieder zurückzusetzen. So kann ein Fahrschein für zehn Fahrten nach dem Aufbrauchen des Kontingents mit einem NFC-fähigen Smartphone beliebig oft wieder aufgefüllt werden, ohne zu bezahlen. In San Francisco und New Jersey haben die Forscher die Sicherheitslücke bereits nachgewiesen, der Trick funktioniert vermutlich aber auch in vielen anderen Städten. "In Wien haben NFC-Fahrscheine momentan keine Priorität. Durch das offene System ohne Zugangsschranken und die Flatrate-Tarifstruktur gibt es keinen Bedarf. Zudem versuchen wir unsere Kunden zum Kauf von Dauerkarten zu überreden. Eine Umstellung wäre auch sehr kostenintensiv. Vielleicht schauen wir uns die Technologie irgendwann trotzdem noch einmal an", sagt Dominik Gries von den Wiener Linien. Die Android-App, mit der die Tickets manipuliert werden können, nennt sich "UltraReset" und verwendet eine Sicherheitslücke in "Mifare Ultralight"-NFC-Chips. Eigentlich sollte bei jeder Nutzung einer NFC-Fahrkarte ein Bit auf dem Chip geschaltet werden. Dieser Vorgang ist irreversibel und macht eine Wiederverwendung der Karte unmöglich. Bei den Tickets der Verkehrsbetriebe in San Francisco und New Jersey ist diese Funktion aber nicht aktiviert. Beim Nutzen der Fahrscheine werden lediglich die Nutzerdaten ausgelesen, ohne die Kontroll-Bits zu schalten. So können etwa Zehnerblöcke nach der Nutzung einfach zurückgesetzt werden. Die Forscher sagen, dass UltraReset sehr einfach herzustellen war. Sie haben die betroffenen Verkehrsbetriebe gleich nach Entdecken der Lücke Ende 2011 informiert, diese haben bisher allerdings nicht reagiert. Das Beheben der Sicherheitslücke wäre laut den Wissenschaftlern problemlos möglich. Ein kleines Update könnte garantieren, dass die Kontrollbits geschaltet werden, der Umstieg auf andere NFC-Chips wäre ebenfalls nicht mit viel Aufwand verbunden. Allgemein sind technische Lücken für die Betriebe oft gar nicht so problematisch. Durch SMS-Tickets oder App-Fahrscheine können sich Schwarzfahrer bei Kontrollen beispielsweise kurzfristig noch Fahrscheine kaufen. "Es gibt sicher neue Möglichkeiten des Schwarzfahrens. Das ist aber nicht Technik-getrieben. Auch früher konnten Fahrgäste ihre Fahrscheine erst im Falle einer Kontrolle stempeln", so Gries. Trotzdem wurden die Nutzungsbedingungen der Wiener Linien leicht modifiziert. "Bei SMS-Tickets muss die Bestätigungs-Mitteilung vor Fahrtantritt beim Kunden angekommen sein. Merkt der Kontrolleur, dass das nicht der Fall ist, gilt das als Schwarzfahren", erklärt Gries. |