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WCM März 2007 Inhaltsverzeichnis
Liebe Leserinnen, liebe Leser...
Dieser Tage sorgten einige Meldungen für Schlagzeilen, die ein Problem aufzeigt, das Betroffene offensichtlich überhaupt nicht als solches erkennen. Die Privatsphäre ist vielen schlicht und einfach nichts mehr wert. Zumindest muss man diesem Eindruck gewinnen, betrachtet man die aktuellen Entwicklungen in den letzten Monaten zum Thema Schutz sen-sibelster Daten. Scheinbar ist es in der Zwischenzeit dem überwiegenden Teil der Bevölkerung bereits mehr oder weniger völlig egal, was die Politik, internationale Konzerne, wer auch immer unter verschiedensten Deckmäntelchen an abstrusen Plänen schmieden, um uns zu überwachen und unsere Persönlichkeiten möglichst lückenlos zu erfassen.Konzepte wie die totale Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen, in U-Bahnen usw., die Verknüpfung verschiedener Datenbestände durch Behörden, die Überwachung des Datenaustauschs im Internet, der Telekommunikation, eine etwaige PKW-Maut und somit nahezu lückenlose Überwachung des Individualverkehrs, RFID und Biometrie in Dokumenten, all das stellt ja nur die Spitze des Eisbergs dar. So abartig das auch klingen mag, wir selbst sorgen dafür, dass wir unsere Spuren immer und überall hinterlassen.
Bankomatzahlungen, Kreditkarten, Kundenkarten, Mobiltelefone, all das sind kleine Brotkrümel, mit denen wir unsere Spuren hinterlassen und die uns in der Summe überwachbar, durchschaubar und in Folge auch perfekt manipulierbar machen.Aber als würden wir damit nicht ohnedies schon mehr als genug von uns preisgeben, viele gehen ja noch viel weiter. Wenngleich die Auswirkungen wohl global gesehen dabei nicht ganz so dramatisch sind, für jeden Einzelnen kann es aber umso drastischere Folgen haben.Ein Server-Fehler sorgte unlängst dafür, dass auf der von Yahoo betriebenen Fotoplattform Flickr alles durcheinandergeriet. Dabei verschwanden nicht nur einfach Bilder von Anwendern, viel schlimmer war, dass durch diesen Fehler auch als privat markierte Fotos einfach für andere Anwender sichtbar wurden.Und eigentlich ist es schier unglaublich, was da an wirklich sehr, sehr privaten Bildern plötzlich zu sehen war. Man verzeihe mir die Frage, aber wie naiv muss man sein, dass man, nennen wir es weiterhin „sehr persönliche“ Bilder, einfach einem kostenlosen Internet-Dienstleister anvertraut? Kann man da noch von naiv sprechen oder wären schon andere Worte angebracht?
Da muss ja nicht einmal was gewaltig schief gehen und das System Amok laufen, um zu wissen, dass damit die Bilder in jedem Fall in falsche Hände geraten.Besonders „schlau“ sind ja auch die zahllosen Blogger, die der Ansicht sind, ausgerechnet ihr Leben wäre so spannend, dass es minutiös der Welt mitgeteilt werden muss. Vielleicht garniert man das Ganze noch mit möglichst peinlichen Videos auf Youtube. Ein perfekteres Abbild der eigenen Person kann man ja gar nicht mehr liefern – offen und frei für alle zugänglich.
Was viele vor allem junge Menschen scheinbar nicht bedenken ist, dass es auch ein Leben nach der Schule, der Universität, der Lehre gibt und es dann sehr wohl von Interesse sein kann, was man über sein Privatleben preisgibt, welche Bildchen durchs WeWeWe huschen. Auch die grenzenlose Welt des Internets ist eigentlich nur ein Dorf. Und auch hier gilt der alte Spruch: Irgendwann wird man von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt. Nicht umsonst entstehen bereits in den USA neue Geschäftsfelder für Agenturen, die nichts anderes tun, als gegen horrendes Bargeld das Web nach peinlichen „Altlasten“ ihrer aufgrund der beruflichen Karriere nun nicht mehr ganz so unbekümmerten Klienten zu durchforsten.Es wäre höchst an der Zeit, dass wir uns wieder bewusst werden, dass unsere Privatsphäre schützenswert ist und wir diese nicht leichtfertig aufgeben sollten.
Michael Holzinger (mike@wcm.at)







